Die Überfischung der Meere hat ein dramatisches Ausmaß erreicht. 93 Prozent der weltweiten Fischvorkommen sind überfischt oder bis an die Grenzen befischt. Welche Fische noch guten Gewissens verspeist werden dürfen und welche nicht mehr auf den Teller sollten, erfahren Sie im Fischratgeber des WWF.
Überfischung: unsere Meere sind am Limit
„Man sieht es den vollen Fischtheken in unseren Läden nicht an, aber unsere Meere sind am Limit“, sagt WWF-Fischereiexpertin Catherine Zucco. Auch wenn sich vereinzelt Bestände erholten, sagt Zucco, die Überfischung habe weltweit sogar zugenommen. Etwa 33 Prozent der weltweiten Fischbestände seien derzeit überfischt, weitere 60 Prozent würden voll, das heißt bis an die Grenzen ihrer Regenerationsfähigkeit befischt.
Eine noch gute Wahl sind Wildlachs aus Alaska und Nordseehering. Deren Bestände seien gesund, sagt Zucco. Auch Bio-Forelle und europäischer Zuchtkarpfen sind aus WWF-Sicht empfehlenswert. Die Meeresfachfrau der Umweltorganisation rät dazu, einfach weniger Fisch zu essen und die richtige Wahl aus gesunden Beständen und aus schonenden Fangmethoden zu treffen.
Fangmethode
Wer Fisch einkauft, sollte also nicht nur auf die Fischart achten, sondern auch die Fangmethode berücksichtigen. Unproblematisch ist laut WWF der Fang mit Fangleinen. Dann dürfe man sogar den Bonito-Thunfisch verzehren. Von Thunfisch, der mit anderen Methoden gefangen wird, raten die Experten aber eher ab. In Schleppnetzen beispielsweise landen Millionen Tonnen Meereslebewesen pro Jahr unbeabsichtigt in den Maschen – als sogenannter Beifang. Zudem wird mit den Schleppnetzen der Meeresboden zerstört.
Die Fanggeräte werden auf den Fischverpackungen unterschiedlich benannt als:
- Treibnetze (an Bojen befestigt, Beifangquote sehr hoch, in der EU verboten – Stellnetze (passive Art, sehr geringer Beifang)
- Angelleinen – Handleinen – Schleppangel
- Langleinen (Tausende Angelhaken mit Ködern, Seevögel unter den Opfern – Grundlangleinen – Langleinen (treibend)
- Schleppnetze (aktive Art, „lieber nicht“)
- Ringwadennetze (werden um Fischschwärme ausgeworfen, Delphine unter den Beifangopfern) – Umschließungsnetze
Siegel zur Orientierung
MSC-Siegel
Auf jeder Fischpackung finden sich Angaben zum Fanggebiet und zur Fangmethode. Noch einfacher sei es, wenn man auf das aufgedruckte Siegel achtet, sagt Zucco: „Das MSC-Siegel bietet eine schnelle Orientierung. Es ist derzeit der umfassendste Standard für Wildfisch, auch wenn es einzelne Zertifizierungen gibt, die der WWF nicht mitträgt.“
Aquakulturen verursachen ganz eigene Probleme: Einige davon sind zum Beispiel eine quälend enge Massentierhaltung, den Einsatz von Insektiziden und Antibiotika sowie massenhaften Verbrauch von Wildfischen und Soja als Futter. Daher sollten Sie auf Bio-zertifizierte Produkte achten, die müssen etwas strengere Vorgaben fürs Futter und ihrer Besatzdichte einhalten.
Bio-Siegel
Für Fisch aus Aquakultur empfiehlt der WWF die Bio-Siegel von Naturland. Dessen Kriterienkatalog gibt deutlich geringere Besatzdichten für die Zuchtfische vor und verbietet das Füttern mit Wildfischen; außerdem regelt Naturland soziale Standards für die Menschen, die in den Fischereibetrieben arbeiten. Der Öko-Anbauverband Bioland zertifiziert Karpfen, sehr empfehlenswert. Beim ASC-Siegel für konventionelle Zuchten ist gentechnisch verändertes Soja als Futter erlaubt; außerdem darf Wildfisch aus nicht überfischten Beständen im Futter enthalten sein.
Einkauf-Tipps gegen die Überfischung
1. Genauer hingucken. Der WWF empfiehlt, seltener Fisch zu essen und beim Einkauf auf Art, Herkunft und Fanggerät zu achten. Fanggebiet und Methode müssen auf der Verpackung ausgewiesen sein und lassen sich mit dem Ampelsystem des WWF-Fischratgebers leicht abgleichen.
2. Fisch aus allen Weltmeeren. In Deutschland kommt Fisch aus allen Weltmeeren auf den Tisch. Um so wichtiger ist es, dass die Fischbestände nachhaltig bewirtschaftet werden: Geringe Umweltauswirkungen hat handgeangelter Bonito-Thunfisch; gleichzeitig verschafft die handwerkliche Fischerei vielen Menschen ein Auskommen. Dagegen verursacht das Fischen nach Garnelen aus tropischen Meeren viel Beifang junger Fische, aber auch von Meeresschildkröten und Haien.
3. Fischratgeber warnen. Wer die Meere schützen will, sollte darauf achten, welchen Fisch er isst. Aal, Blauflossenthun, Wittling sowie Ostsee-Dorsch gehören gar nicht auf den Tisch. Weitere Fische, die Sie meiden sollten:Europäischer Flussaal (Zucht und Wildfang); Alaska-Seelachs: Westliche Beringsee; Flunder, Butt: Nordsee Skagerrak; Thunfisch, Blauflossenthun, Roter Thun: weltweit; Heilbutt: Nordwestatlantik, Nordostatlantik; Pangasius: Thailand; Tintenfisch, Kalmar: Indischer Ozean (außer Australien, China, Vietnam)
4. Fischratgeber empfehlen. Wildlachs aus Alaska und Nordseehering. Auch Bio-Forelle und Karpfen aus europäischer Zucht dürfen auf den Teller. Weitere Fischarten, die Sie essen können: Scholle, Goldbutt: Nordsee/Skagerrak (MSC); Hering: Nordwestatlantik (ohne westliche Ostsee), Nordostatlantik (MSC); Seelachs, Köhler: Nordostatlantik (MSC); Schwertfisch: Nordwestatlantik, Indischer Ozean; Heilbutt: Europa (MSC); Zander: Deutschland, Dänemark, Niederlande (MSC); Tintenfisch, Kalmar: Nordost- und Südostatlantik.
5. Noch einfachere Wegweiser. Schnelle Orientierung bietet das MSC-Siegel. Hundert Prozent verlässlich ist es nicht. Denn leider halten MSC-zertifizierte Fischereien teilweise die Kriterien zur Vermeidung von Beifang von Seevögeln, Meeressäugern und Nicht-Zielarten bei Fischen nicht ein.
Der WWF-Fischratgeber ist als App zum kostenfreien Download in den App-Stores erhältlich. Onlineversion unter www.fischratgeber.wwf.de
Autor: Tim Bartels, aus UmweltBriefe, Februar 2021.
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