Energie sparen im Haushalt
Viele Tipps helfen, Energie zu sparen. Foto: M. Schuppich/AdobeStock
5. April 2022 | Bürgerinfo

Energie sparen: Ihr persönliches Gasembargo

Wie kann Deutschland seine Abhängigkeit von Gas und Öl aus Russland verringern und gleichzeitig Energie sparen? Das Umweltbundesamt (UBA) ruft angesichts des Krieges in der Ukraine dazu auf, den Energieverbrauch zu senken. UBA-Präsident Dirk Messner sagt: „Die beste Energie ist die, die gar nicht verbraucht wird. Das war schon immer richtig – und ist in der aktuellen Energiekrise noch wichtiger geworden. Private Haushalte können hier ganz einfach helfen.“

Energie sparen im Haushalt

„Muss das Bad ganztägig auf 23 Grad beheizt werden oder alle anderen Räume auf 21 Grad?“, fragt Energiespeicher-Professor Michael Sterner. Der Regensburger Leiter der Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher empfiehlt „ein persönliches Gasembargo“, das kurzfristig mit Energiesparen beginnt und mittel- bis langfristig mit dem Wechsel auf einen heimischen erneuerbaren Energieträger wie Wind- und Solarstrom, Wasserkraft oder Holz endet.

Weniger Heizen

Wenn alle Haushalte in Deutschland die Temperatur in den Wohnungen um ein Grad verringerten, würden nach Berechnungen des UBA zehn Terawattstunden (TWh) Gas weniger benötigt. Für den Fall von zwei Grad Senkung wären es sogar 21 TWh. Das sind etwa fünf Prozent des derzeit aus Russland importierten Erdgases – und entspricht ungefähr dem Jahresverbrauch an Endenergie für Warmwasser und Raumwärme von Berlin und Hamburg. Dem sollten sich auch Hotels, Gaststätten und andere Gewerbebetriebe anschließen, findet UBA-Präsident Messner. Dort um zwei Grad niedrigere Raumtemperaturen würden weitere 10 TWh bringen. In allen Wohn- und Nichtwohngebäuden zusammen könnte Deutschland so laut den Berechnungen mehr als sieben Prozent der Erdgasimporte vermeiden. Das entspricht 7,5 Millionen Tonnen Treibhausgasen und 3 Mrd. Euro Energiekosten (bei 10 Cent/kWh).

Weniger Duschen und Baden

Auch beim Baden und Duschen lässt sich schnell mit wenig Geld viel Energie sparen: Ein Sparduschkopf etwa senkt den Energieverbrauch fürs Duschen um rund 30 Prozent. Wenn das alle Menschen in Deutschland nutzen, spart das rund 11,3 TWh Erdgas. Das entspricht 2,6 Prozent der Erdgasimporte aus Russland und bedeutet etwa 2,8 Millionen Tonnen Treibhausgase und 1,1 Milliarden Euro Energiekosten weniger.

Knappe Lebensmittel

UBA-Chef Messner weist darauf hin, dass der Krieg in der Ukraine auch in anderen Lebensbereichen zu Rohstoffknappheiten führen werde. Die Ukraine und Russland sind weltweit führende Exporteure von Weizen und Russland für Düngeprodukte. „Wir rechnen auch im Bereich Lebensmittel und Landwirtschaft mit globalen Knappheiten infolge des Krieges“, so Messner. Auch hier gilt das Gebot der Sparsamkeit: Lebensmittel sollten umsichtig verwendet und unnötige Lebensmittelabfälle weiter reduziert werden.
Aktuell werfen die Deutschen im Schnitt rund 80 Kilo Lebensmittel pro Jahr und Person im Wert von 230 Euro weg. Das sollte sich jetzt ändern. „Zudem sollten wir bei aller Sorge um die Sicherheit in Europa nicht vergessen, dass steigende Lebensmittel- und Energiepreise infolge des Krieges gegen die Ukraine auch unseren Nachbarkontinent Afrika massiv treffen.“

Energiespartipps

1. Raumtemperatur senken. Die Heizung ein wenig herunterzudrehen, zeigt Wirkung auf den Verbrauch im fossilen Energiehaushalt: Wenn Sie die Temperatur um nur ein Grad verringern, sinkt Ihr Energiebedarf um sechs Prozent. Würden alle Haushalte sowie Gastronomie- und Gewerbebetriebe die Temperatur um zwei Grad reduzieren, könnten damit laut Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) 7,3 Prozent des russischen Erdgases eingespart werden.

2. Weniger warm duschen. Würden Sie beim Duschen die Wasserlaufzeit auf 5 min. reduzieren und einen Sparduschkopf verwenden, ließen sich mehr als 30 Prozent des Verbrauchs senken – und 2,6 Prozent des aus Russland importierten Erdgases einsparen. Mit einem Sparduschkopf kann ein 3-Personen-Haushalt jährlich 37 800 l warmes Wasser und damit 415 Euro sparen.

3Kochen nur mit Deckel. Ohne einen gut schließenden Deckel für den Topf geht eine Menge an Energie verloren. Mit Deckel verbrauchen Sie nur die Hälfte der Energie. Zudem dauern das Kochen und Braten länger. Wichtig: Achten Sie auch darauf, dass die Durchmesser der Herdplatte und des Topfes zueinander passen. Ein Topf mit 15 cm Durchmesser auf einer 18-cm- Herdplatte verschwendet 30 Prozent Energie.

4. Geschwindigkeitsbegrenzung. Beherzigen Sie Ihr eigenes „Tempolimit für die Ukraine“, z.B. nicht mehr als 100 km/h auf der Autobahn und 80 km/h auf Landstraßen. Diese freiwilligen Geschwindigkeitsbegrenzungen wären eine schnelle Maßnahme, die Ölimporte zu senken – laut Greenpeace um 4,6 Prozent. Der Gesamtimport von Öl und Ölprodukten würde damit um 2,5 Prozent sinken, was 8 Prozent der Russlandimporte entspricht. Nur halb so hoch wäre die Einsparung, so das UBA, würde Tempo 120 auf Autobahnen zur Pflicht.

5. Weniger Auto fahren. Auch der Verzicht auf einen Teil der Autofahrten hätte deutlichen Effekt auf den Verbrauch. Würde hierzulande so viel Rad gefahren wie in den Niederlanden, läge der Treibstoffverbrauch um 3 Prozent niedriger. Ein Beibehalten von Homeoffice an zwei Tagen pro Woche brächte weitere 3 Prozent Ersparnis, ein Verzicht auf jede vierte Freizeitautofahrt über 20 km weitere 2,4 Prozent.

Weitere Energiespartipps in der 44-seitigen UBA-Broschüre als PDF unter  https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/381/publikationen/energiesparen-im-haushalt.pdf

Autor: Tim Bartels, aus  UmweltBriefe, April 2022.

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