Vor mehr als 30 Jahren stand dieser Baum bereits im Zentrum der Aufregung. Damals litt u.a. die Rotbuche unter dem Einfluss von Luftschadstoffen wie Schwefeldioxid und Stickoxiden. Alarm schlug man damals mit der Buche (Fagus sylvatica) als Baum des Jahres 1990. Nun steht sie wieder im Mittelpunkt und ist wieder gekürt worden – mit einer guten und einer schlechten Nachricht.
Trockenheit und Klimaveränderungen setzen der Buche zu
Die schlechte Botschaft zuerst: Die zurückliegenden Trockenjahre haben allen Waldbaumarten erheblich zugesetzt, also auch der Buche. Vor allem der Zustand der Altbuchen sei kritisch, sagt der Präsident der Baum-
Hoffnungsträgerin Buche
Dennoch spreche viel dafür, so Fenner, dass die Buche ihren Platz in den Wäldern auch im Klimawandel halten und erweitern könne. „Sie ist ja fast überall in Deutschland präsent – von frischen bis trockneren Standorten, vom Flachland bis in die Berge.“ Ihr genetisches Anpassungspotenzial gilt als hoch. Mit den gesündesten Exemplaren im Wald könne sich „eine trockenheitstolerantere Buchen-
Schattenstrategie und Hallenwald
In der Konkurrenz mit den anderen Waldbaumarten ist die Buche deutlich im Vorteil – und zwar durch ihre Krone, die einen starken Schatten wirft. In reinen Buchenwälder fällt daher am Boden kaum Vegetation auf. Wegen zu geringem Lichteinfall unter dem dichten Laubdach der Buche können bis auf Eibe, Stechpalme und Weißtanne keine der anderen Baumarten lange überleben. „Nur ihr eigener Nachwuchs hat eine ungewöhnlich hohe und ausdauernde Schattentoleranz“, schreibt Fenner. Junge Buchen seien in der Lage, über viele Jahre in Lauerstellung zu verharren, aber sofort zu wachsen, „wenn durch einen abgestorbenen oder weggebrochenen Baum ausreichend Licht durchs Kronendach fällt“. Dank dieser Strategie wird angenommen, dass Fagus sylvatica auf mehr als 60 Prozent der deutschen Waldfläche zur beherrschenden Baumart werden könnte.
Besonders eindrucksvoll finden Waldfreunde den sogenannten Hallenwald, in dem die Buchen alle etwa gleich alt und gleich hoch gewachsen sind. Durch den fehlenden Unterwuchs erinnert das an eine große Halle. Ein solcher Wald weckt aber auch den Eindruck höchster Artenarmut. „Das stimmt sicherlich, was die Anzahl der Pflanzenarten betrifft“, erklärt Fenner. Doch unter Insekten und Pilzen finde sich im Buchenwald eine enorme Artenvielfalt, „besonders hoch in alten Buchenwäldern mit viel abgestorbenem Holz“.
Fünf alte Buchenwälder Welterbe
Auffällig und einzigartig unter den Waldbäumen ist die glatte, silbergraue Rinde der Rotbuche. Fagus sylvatica heißt aber im Deutschen nicht Rotbuche, weil ihr dunkelrote bis schwarz-
Ohne den Einfluss des Menschen wäre Deutschland heute zu zwei Dritteln mit Rotbuchenwäldern bedeckt. Doch nach dem großen Waldroden im Mittelalter begannen Ende des 18. Jahrhunderts große Aufforstungsprogramme – vor allem mit Kiefern und Fichten. Die Buche wurde die am stärksten durch den Menschen zurückgedrängte Baumart in Deutschland. Erst seit etwa drei Jahrzehnten nehmen die Buchen in Deutschlands Wäldern langsam wieder zu: „Ihr Anteil liegt derzeit bei etwa 16 Prozent“, schreibt Rudolf Fenner. Immer weiter gedeihen durften hierzulande lediglich fünf alte Rotbuchenwälder. Und die erklärte die Unesco anno 2011 zum Weltnaturerbe: Sie liegen in den Nationalparks Jasmund und Müritz (2 100 ha bzw. 268 ha ausgewiesene Buchenareale in Mecklenburg-
Die Buche – Baum des Jahres 2022: Die Buche – Baum des Jahres 2022 (bayern.de)
Allgemeine Infos zum „Baum des Jahres„: https://baum-des-jahres.de
Autor: Tim Bartels, aus UmweltBriefe Februar 2022.