Das beste Fleisch sei Fruchtfleisch, sagen Vegetarier. Das betonen aber auch ErnährungswissenschaftlerInnen und ÄrztInnen. Denn jeden Tag Fleisch und Wurst zu essen, ist weder gesund, noch klimafreundlich – und global gesehen sogar sehr klimaschädlich. Der Klima-Fußabdruck der Schnitzel und Salamis dieser Welt macht rund ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen der Lebensmittelproduktion aus.
Auch Milch und Milchprodukte sind klimaschädlich
Es ist wohl bekannt, dass die mit der Ernährung verursachten Klimagase sehr stark mit der verzehrten Fleischmenge einhergehen. Weniger bekannt ist, dass dieser Zusammenhang für tatsächlich alle tierischen Lebensmittel und damit auch für den Konsum von Milch und Milchprodukten wie Käse und Joghurt gilt.
Bedenkenswert ist nämlich, dass Wiederkäuer wie Rinder neben CO2 auch größere Mengen an Methan (CH4) ausrülpsen und -furzen. Dieses farb- und geruchslose Gas kann 100-mal mehr Wärmestrahlung zurückhalten als dieselbe Menge CO2, hat allerdings nur eine durchschnittliche Verweildauer in der Atmosphäre von zehn Jahren. Um die Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase zu vereinheitlichen, rechnet man mit CO2-Äquivalenten, kurz CO2e.
Wegen des Methans liegen die Emissionen von Käse laut CO2-Rechner des Umweltbundesamtes (UBA) mit 5,7 kg CO2e pro kg 25 Prozent über denen von Schweinefleisch mit 4,6 kg CO2e pro kg. Schweine sind keine Wiederkäuer und pupsen nur vergleichsweise wenig Methan. Im Vergleich mit pflanzlichen Produkten fällt der Unterschied noch deutlicher aus: So spart man mit einem pflanzlichen Milchersatz immerhin 1 kg CO2e pro Liter gegenüber der Kuhmilch. Für Margarine sind es gar 6 kg CO2e, die man gegenüber 1 kg Butter vermeidet.
Klimagase aus der Landwirtschaft
Ein weiteres sehr klimawirksames Gas ist das Distickstoffmonoxid (N2O), auch bekannt als „Lachgas“. Mit einer Lebensdauer von 100 Jahren ist es sogar 300-mal so schädlich wie CO2. Hauptquellen dafür sind stickstoffhaltige Düngemittel in der Landwirtschaft und die Tierhaltung, sie entstehen vor allem auf intensiv genutzten Ackerflächen, auf die stickstoffhaltiger Kunstdünger ausgebracht wird. Wird zu viel oder zur falschen Zeit gedüngt, kann der Stickstoff von den Nutzpflanzen nicht vollständig aufgenommen werden und gerät in die Umwelt. Zwei Drittel der Lachgas-Emissionen gehen so auf die Lebensmittelproduktion zurück.
Die Klimawirkung der Landwirtschaft basiert also vor allem auf den beiden Treibhausgasen Lachgas und Methan. Das bringt uns wieder zum Fleisch: Die Tierhaltung ist eine der größten Methanquellen weltweit. Mehr als die Hälfte der Erderwärmung durch Lebensmittel geht auf den Konsum von Fleisch und Milchprodukten zurück.
Klar ist, dass wir unseren Konsum umstellen müssen
Klar ist somit, dass wir unseren Konsum umstellen müssen, weniger verschwenden und auch weniger Fleisch essen sollten. Zu viel unserer Getreide- und Sojaernten wird an Nutztiere verfüttert. Um den Ackerbau der Nahrungsmittelproduktion vorzubehalten, müssen wir weg von der Massentierhaltung, „hin zur nachhaltigen Verwendung pflanzlicher Kalorien“, sagen Experten. Es wäre effizienter, die Pflanzen direkt zu essen, also sich hauptsächlich vergan zu ernähren.
* Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes könnte der Fleischkonsum im Jahr 2023 erstmals unter 50 kg pro Kopf fallen.
* Täglich Fleisch und Wurst essen in der Tat immer weniger Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Derzeit liegt der Anteil bei 20 Prozent, 2015 waren es 34 Prozent.
* Statt zu Fleisch und Wurst greifen immer mehr täglich zu vegetarischen und veganen Produkten. Dieser Anteil lag im Jahr 2020 bei fünf, dieses Jahr bei zehn Prozent
* Mehr als vier Fünftel (82 Prozent) meinen, dass eine Verringerung des Fleischkonsums zur Ernährungssicherung beitragen könne. 58 Prozent finden, dass man mehr pflanzliche Ersatzprodukte essen sollte. Quelle: BMEL
Autor: Tim Bartels, UmweltBriefe, Dezember 2023
Der Ernährungsreport 2023 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): BMEL – Ernährung – Deutschland, wie es isst – der BMEL-Ernährungsreport 2023
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Klimaratgeber für Fleischesser
- 1.
Gesundheit. Wie Studien zeigen, begünstigt zu viel rotes Fleisch die Entstehung von Darmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.
- 2.
Wenig rotes Fleisch. Das Fleisch von Rindern, Schweinen, Lämmern und Ziegen sowie damit verarbeitete Lebensmitteln sollten Sie nur einmal pro Woche essen, Geflügel wie Huhn oder Pute, Fisch und Ei höchstens ein bis zwei Mal am Tag. Schon das würde die globale Erwärmung bremsen.
- 3.
Verzicht auf Methan-intensive Lebensmittel. Es lohnt sich auch, auf besonders Methan-intensive Lebensmittel zu verzichten. Dazu zählen Reis, Milchprodukte wie Käse und Joghurt sowie natürlich und immer wieder Fleisch.
- 4.
Regionales Weidefleisch. Geschmack hin oder her, wenn Rindfleisch, dann vielleicht nicht gerade aus Südamerika. Dafür werden Regenwälder abgeholzt, das Fleisch muss lange Wege zurücklegen, und Kühlung sowie Transport verschlingen große Mengen an Energie. Besser regional kaufen, grasgefüttert ist klimafreundlicher.
- 5.
Wertigkeit und Wertschätzung. Wer sein Fleisch beim Biometzger oder Biobauern kauft, muss bei den Preisen schlucken. Das ist aber gar nicht so schlecht, denn dadurch erhöht sich das Bewusstsein für Herkunft und Wertigkeit von Fleisch als Nahrungsmittel. Produkte mit dem EU-Biosiegel erfüllen die Grundlagen der ökologischen und tiergerechten Landwirtschaft nach europäischem Standard. Umweltauswirkungen des Ökolandbaus sind positiver zu beurteilen als bei der intensiven Landwirtschaft: Die Tiere haben mehr Platz, Tageslicht und frische Luft.
- 6.
Vleisch. Klimafreundlicher als weniger Fleisch zu essen, ist eine konsequent vegetarische oder vegane Ernährung.
- 7.
Maß halten. Wer morgens auf Käsestulle umsteigt und mittags Vegetarisches wählt, hat schon Fleisch gespart. Das schafft auch ein fleischfreier Tag pro Woche.
- 8.
Druck rausnehmen. Wer sich vornimmt, gar kein Fleisch mehr zu essen, obwohl er Fleischliebhaber ist, wird irgendwann einknicken. Also das Vorhaben erst mal entspannt angehen: Einmal in der Woche kein Fleisch essen, irgendwann dann zwei Mal. Oder nur Hühnchen statt Rind. Jede Reduzierung hilft dem Klima schon.