In der Klimakrise stehen uns immer mehr heiße Tage bevor – und die stellen in Reihe eine ernstzunehmende Gefahr für unsere Gesundheit dar. Hitzewellen können tödlich enden. Das zeigen die hitzebedingten Sterbefälle der Jahre 2018 bis 2020 und 2022.
Hitzewellen in Europa
Im Jahr 2022 gab es laut dem Fachblatt Nature Medicine in Europa mehr als 60 000 Hitzetote. Nach Italien (18 010) und Spanien (11 324) wies Deutschland mit 8 173 Todesfällen die dritthöchsten hitzeassoziierten Sterblichkeitszahlen auf.
Vulnerable Gruppen
Besonders betroffen von einer Hitzewelle – sobald die Temperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 28 °C liegt und es in der Nacht immer noch 20 °C warm ist, also nicht ausgleichend abkühlt – sind vor allem kranke Menschen, Hochaltrige, Schwangere und Kleinkinder wegen der verringerten Thermoregulation ihrer Körper. Doch Hitze kann auch einen gesunden Erwachsenen in seinen „besten“ Jahren stark belasten.
Bei 26 °C Umgebungstemperatur lässt die Konzentration nach, ab 32 °C fällt die Leistung des Körpers deutlich ab. Dann können auch jüngere Menschen Kreislaufprobleme bekommen. Und klar ist, dass der Mensch bei 37 °C und 100 Prozent relativer Luftfeuchte nur kurzfristig überleben kann, weil dann über Schwitzen keine Wärme mehr abgegeben werden kann. Klar ist aber auch, dass sich die gesundheitlichen Folgen von Hitze nicht genau an einer bestimmten Temperatur festmachen lassen.
Wichtigkeit von Hitzeschutzplänen
Grund dafür sind viele, viele Faktoren, die dabei eine Rolle spielen: neben der Temperatur, Feuchte, Windbewegung und Sonnenstrahlung auch die Aktivität, Bekleidung, Alter, Gewicht, Geschlecht, Gesundheitsstatus sowie die Krankheitsgeschichte. Das macht deutlich, wie wichtig kommunale Hitzeschutzpläne und Anpassungsstrategien sind.
Die Crux dabei: Trotz guter Vorhersagen und expliziter Warnungen werden Wetterrisiken leicht unterschätzt. Man reagiert nicht angemessen darauf. Die Ursache dafür liegt laut Verhaltensforschern darin, dass Laien die Unsicherheit von Vorhersagen nicht ausreichend verstehen. Dabei würden „heutzutage große Fehler in der Vorhersage immer seltener“, meint der Deutsche Wetterdienst (DWD). Die Meteorologen liegen mittlerweile im Fall der Temperaturvorhersage für den kommenden Tag zu 90 Prozent richtig.
Beispiele aus der kommunalen Praxis
Wichtig ist die Kommunikation darüber. Aber auch zu zeigen, dass andere Menschen bereits etwas bewegen und hitzeschützend unterwegs sind: etwa Mannheimer Pflegekräfte, die beim Hitzeaktionsplan ihrer Stadt mitmachen und wissen, was bei Hitze zu tun ist. In Berlin gibt es eine Hitzehilfe für Obdachlose, denen man tagsüber kühle Räume, Getränke und Sonnenschutz anbietet. In Wiesbaden spannt eine Diakonie-Einrichtung eine LKW-Plane im Hof auf, um Obdachlosen Schatten und Essen zu spenden. In anderen Städten sind es Trinkbrunnen, die errichtet wurden. Davon zu erfahren, kann motivieren, selbst etwas zu tun.
Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) lag 2023 die globale Temperatur im Mittel 1,45 °C über dem vorindustriellen Niveau – und damit so nah an der unteren 1,5-Grad-Schwelle des Pariser Klimaabkommens wie nie zuvor.
Die Temperaturen in Deutschland haben sich noch deutlicher erhöht: Von 1881 bis 2021 misst der DWD einen Anstieg von 1,6 Grad.
Für jeden Landkreis und jede Stadt hat das Climate Service Center Germany (Gerics) eine Klima-Prognose erstellt. Dabei werden die Temperatur, Zahl der Hitzetage und tropischen Nächte, Dauer von Hitzewellen und die Regenmenge der Periode 1971 bis 2000 den zu erwartenden Änderungen bis 2050 bzw. 2100 gegenübergestellt.
Autor: Tim Bartels, UmweltBriefe, Juni 2024
Die Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ bietet mit ihrem Medienservice Klima & Gesundheit ein Dossier zum Thema Hitzestress und Extremwetter an: Hitzestress & Extremwetter – Medienservice Klima & Gesundheit (medienservice-klima-gesundheit.de)
Das Climate Service Center Germany (Gerics) hat eine Klima-Prognose erstellt: Fact Sheets – Climate Service Center Germany (climate-service-center.de)
Zur Anmeldung zum Newsletter des Deutschen Wetterdienstes zu Hitzewarnungen geht es hier: Wetter und Klima – Deutscher Wetterdienst – Hitzewarnungen (dwd.de)
Bestellen Sie kostenlose Ansichtsexemplare der UmweltBriefe
Überzeugen Sie sich von dem hohen Praxisnutzen und Mehrwert, den die UmweltBriefe bieten. Zwei kostenlose Probehefte sind für Sie reserviert: www.walhalla.de/probeabo-umweltbriefe
Sechs Tipps bei Hitze
- 1.
Für Abkühlung sorgen. Lüften Sie nur nachts und früh am Morgen; dunkeln Sie die Räume tagsüber ab; nehmen Sie eine kühle Dusche; legen Sie eine feuchtkühle Kompresse auf Stirn oder Nacken, eine gekühlte Gelmaske auf die Augen oder verwenden sie einen Wassersprüher für Gesicht und Dekollté; reiben Sie die Füße mit gekühltem Fußbalsam ein; betupfen Sie Schläfen und Hals mit kaltem Wasser oder Eis.
- 2.
Ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Bei einem Anstieg der Körpertemperatur von einem Grad, wie es z.B. bei Fieber der Fall ist (Körpertemperaturanstieg von 37 auf 38 Grad Celsius), müssen Sie täglich wenigstens einen halben Liter (Mineral-)Wasser zusätzlich aufnehmen; Meiden Sie Alkohol, Koffein oder Zucker – sie können den Körper austrocknen; meiden Sie sehr kalte Getränke – sie belasten den Magen. Essen Sie verteilt auf den Tag mehrere kleine, leichte Mahlzeiten. Dafür eignen sich Säfte, Suppen, Brühen sowie wasserreiche Früchte, wie Melonen, Gurken, Tomaten, Erdbeeren, Pfirsiche.
- 3.
Luftige Kleidung tragen: z.B. Leinen. Fühlt sich angenehmer auf der Haut an, ermöglicht bessere Luftzirkulation, hält den Körper kühl, reduziert Schwitzen und verhindert Hautreizungen oder Ausschläge. Im Fall der Kleidung ist Leinen bei heißem Wetter von Vorteil: Seine Struktur sorgt dafür, dass er sich von der Haut fernhält und hohe Luftdurchlässigkeit besitzt.
- 4.
Siesta einführen. Amtsärzte regen für den Sommer die Einführung einer Siesta-Arbeitsweise nach südeuropäischem Vorbild an: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, also ruhen. Auf jeden Fall die Mittagshitze meiden und Aktivität im Freien auf die Morgen- und Abendstunden beschränken
- 5.
Hitzeaktionsplan lesen. Hitzevorsorge sei Bestandteil vieler städtischer Klimaanpassungskonzepte, sagt der Deutsche Städtetag. Schauen Sie auf der Webseite Ihrer Kommune, was sie bei Hitze vorsieht.
- 6.
Newsletter für Hitzewarnung abonnieren. Darin informiert der Deutsche Wetterdienst (DWD) fortlaufend über besonders gesundheitsgefährdende Wetterlagen und gibt spezielle Hitzewarnungen für Landkreise und Städte.