Für den Ernährungsreport 2024 wurden rund 1 000 Deutsche ab 14 Jahren befragt nach Kriterien für die Lebensmittelauswahl, der Freude am Kochen, der Bedeutung von Lebensmittelinformationen und Gütesiegeln, der Relevanz des Zuckergehalts und Erwartungen an Land- und Ernährungswirtschaft.
Was ist den Menschen beim Essen wichtig?
Was ist den Menschen hierzulande beim Essen wichtig? Dies beantworten im Ernährungsreport von 2024 selbstverständlich fast alle (99 Prozent) mit „Guter Geschmack“. Erst danach kommt „Gesund muss es sein“ (91 Prozent). Erst entscheidet der Gaumen, dann erst die Gesundheit. Was lässt sich daraus schließen? Dass man die gezuckerte Tiefkühlpizza dem faden Linsengericht mit Erbsenwurst ewig vorziehen wird?
Ernährungswende?
Oder ist das eher ein Alarmzeichen, dass unsere Ernährungswende nicht vorankommt? Denn Fleisch und Wurst landen nach wie vor regelmäßig auf dem Teller. Und Biokost wie auch falsche Wurst, also vegane, bleiben eine Nische. „Unsere Bürgerinnen und Bürger entscheiden selbst, wie sie sich ernähren, da braucht es von niemandem Belehrungen oder Vorschriften“, verlautbart Ernährungsminister Cem Özdemir.
Fleischkonsum unverändert hoch
Die Zahl derjenigen, die täglich oder mehrmals täglich Fleisch essen, ist wieder gestiegen: von 20 (Ernährungsreport 2023) auf jetzt 23 Prozent, 2015 waren es aber 34 Prozent. Dagegen kommen Fisch und Meerestiere nur bei einem Prozent der Befragten täglich auf den Tisch. Für Flexitarier, also nur hin und wieder mal Wurstesser zu sein, halten sich 41 Prozent. Rein vegetarisch ernähren sich 8 Prozent, vegan 2 Prozent. Wie die Tiere gehalten werden und woher ihr Essen kommt, wollen die Deutschen laut Umfrage mehrheitlich wissen: 84 Prozent achten auf die Haltungsbedingungen, 80 Prozent auf die Herkunft. Dagegen schauen nur 40 Prozent auf den Nutri-Score, die 5-stufige Farbbuchstabenkombination, vom dunkelgrünen A (ausgewogen) bis zum roten E (unausgewogene Produkte wie Süßwaren oder fettige Snacks.
Bio bleibt Nische
Was wollen die Menschen hierzulande in der Ernährungspolitik umgesetzt sehen? 92 Prozent fordern bessere Tierhaltungsbedingungen. Genauso viele wollen, dass kleinere Betriebe für tier- und umweltgerechte Stallumbauten Förderung genießen. Gar 94 Prozent würden Supermärkte gerne dazu verpflichten, abgelaufene Lebensmittel zu spenden. Und 91 Prozent sprechen sich für einen höheren Fleischpreis im Fall besserer Haltung aus – vorausgesetzt, die Abgabe käme den Bauern zugute. Den Ausbau des Ökolandbaus befürworten zwar 88 Prozent. 30 Prozent Bioanteil bis 2030 – dieses Ziel hat sich die Bundesregierung gesetzt. Dass es erreicht werden kann, erscheint zweifelhaft.
Dabei achten immer mehr Menschen auf Biosiegel. Fanden 2015 nur 47 Prozent Kennzeichnungen wichtig, die nach EU-Recht für den Ökolandbau erzeugt wurden, schauen neun Jahre später immerhin schon 59 Prozent danach. Dennoch bleibt Bio eine Nische. Denn nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) machten im Jahr 2023 Bioprodukte nur 6,3 Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes in Deutschland aus.
Binnen fünf Jahren ist der Anteil der Bevölkerung, der oft zu Alternativen greift, um 10 Prozentpunkte gestiegen – auf nunmehr 39 Prozent. Unter den 14- bis 29-Jährigen zählen sogar 58 Prozent zu den regelmäßigen Käufern.
Der tägliche Konsum von Alternativen ist innerhalb der vergangenen fünf Jahre um fünf Prozentpunkte gestiegen. Wie schon 2023 gehören auch in diesem Jahr vegetarische und vegane Alternativprodukte für jeden Zehnten zur täglichen Ernährung. Unter den 14- bis 29-Jährigen greifen 18 Prozent täglich zu Alternativprodukten.
Die pflanzenbetontere Ernährung scheint demnach ein Trend in Deutschland zu sein.
Autor: Tim Bartels, UmweltBriefe, November 2024
Zum Ernährungsreport 2024 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): BMEL – Ernährung – Der BMEL-Ernährungsreport
Branchenreport 2024 des Bundes für Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW): BOELW_Branchenreport2024.pdf
Gut essen und trinken. Die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): Gut essen und trinken – die DGE-Empfehlungen | DGE
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Ernährungstipps
- 1.
Am besten Wasser trinken. Trinken Sie 1,5 l jeden Tag, am besten Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßten Tee. Trinkwasser aus der Leitung ist hierzulande ein sicheres Lebensmittel.
- 2.
Viel Obst und Gemüse. Essen Sie mindestens fünf Portionen pro Tag, am besten ihrer Saison nach. Sie liefern Vitamine, Mineral-, Ballast-, sekundäre Pflanzenstoffe
- 3.
Hülsenfrüchte, Nüsse wöchentlich. Verzehren Sie mindestens einmal in der Woche Hülsenfrüchte und täglich eine Handvoll Nüsse. Erbsen, Bohnen, Linsen sind reich an Eiweiß, Vitaminen, Mineral-, Ballast- sowie sekundären Pflanzenstoffen. Nüsse liefern Fettsäuren, sind gut fürs Herz.
- 4.
Vollkorn ist die beste Wahl. Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis, Mehl aus Vollkorn sättigen länger und enthalten mehr Vitamine und Mineralstoffe als Weißmehlprodukte. Besonders Ballaststoffe im Vollkorn senken das Risiko für Krankheiten.
- 5.
Pflanzliche Öle bevorzugen. Sind reich an wichtigen Fettsäuren und Vitamin E. Bevorzugen Sie z.B. Rapsöl und daraus hergestellte Margarine. Empfehlenswert: Walnuss-, Lein-, Soja- und Olivenöl
- 6.
Milch und Milchprodukte jeden Tag. Werden pflanzliche Alternativen verwendet, ist auf die Versorgung mit Calcium, Jod, Vitamin B2 und B12 zu achten
- 7.
Fisch jede Woche. Fette Fische wie Lachs, Makrele und Hering liefern wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Seefisch wie Kabeljau oder Seelachs enthält zudem Jod.
- 8.
Fleisch und Wurst – weniger ist mehr. Wenn Sie Fleisch und Wurst essen, dann nur 300 g pro Woche. Zu viel Rind, Schwein, Lamm und Ziege und insbesondere Wurst erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Dickdarmkrebs.
- 9.
Süßes, Salziges, Fettiges – besser stehen lassen. Zu viel davon steigert das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.
- 10.
In Bewegung bleiben und auf das Gewicht achten. Ernährung und körperliche Aktivität gehören zusammen. Tägliche Bewegung und ein aktiver Alltag fördern die Knochengesundheit und senken das Risiko für viele Krankheiten