Im Fahrradklima-Test des ADFC erhalten die meisten Städte nur ausreichende Leistung.
Im Fahrradklima-Test des ADFC erhalten die meisten Städte nur eine ausreichende Leistung. Foto: connel_design/AdobeStock
9. Mai 2023 | Mobilität und Verkehr

ADFC Fahrradklima-Test: nur ausreichend

Der Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) fand zum zehnten Mal statt: Rund 245 000 Menschen – so viele wie nie zuvor – benoteten ihre Radfahr-Umstände im Alltag; 1114 Kommunen kamen in die Wertung.

Den (Schul-)Noten zufolge scheint das Radeln laut ADFC vor allem in den Metropolen attraktiver geworden zu sein: Frankfurt am Main zum Beispiel holt stark auf, verdrängt Hannover auf Platz 3 und liegt dicht hinter Großstadtgewinnerin Bremen – alle drei erhielten aber dennoch nur eine durchschnittliche 3,6. Auch Köln (von 4,4 auf 4,2) und Hamburg sind Aufholerkommunen.

Gewinnerstadt Bremen trotzdem nur mittelmäßig

Bremen hat das beste Fahrradklima 2022 bei den Großstädten mit mehr als 500 000 EinwohnerInnen. Spitze in der Platzierung, doch die Bewertung ist nur mittelmäßig: Schulnote 3,6. Mehr als 1100 BremerInnen nahmen an der Umfrage teil und gaben ihrer Stadt 32 Noten auf Fragen wie: Werden RadfahrInnen als Verkehrsteilnehmer akzeptiert? Sind Ampeln gut auf RadfahrerInnen abgestimmt? Kann man auf der Fahrbahn gemeinsam mit Autos zügig und sicher fahren? Zu den konkreten Ergebnissen zeigte sich Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer dankbar: „Wir bekommen wieder wertvolle Hinweise, wo wir uns noch verbessern können.“ Großes Thema bleibe das Falschparken der Autos zu Lasten der Radfahrenden. Hier müsse die StVO stringenter umgesetzt werden, sagt Schaefer.

Hamburg, Köln, und Frankfurt holen auf

Hamburg hat sich sowohl in den Fragen „zur Breite der Radwege“ als auch zur „Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer“ und bei den Falschparkerkontrollen deutlich gesteigert; seit Jahren erhält die Hansestadt zudem einen Spitzenwert für ihr Radverleihsystem (2,0). In Köln stechen deutliche Verbesserungen beim Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen heraus (5,1 auf 4,8); eine ganze Note besser als 2020 wurde gar die Fahrradförderung dort bewertet (4,1 auf 3,3); und Radler honorieren auch, dass sie in Einbahnstraßen in Gegenrichtung fahren dürfen (2,3). In Frankfurt am Main sind die Menschen mit der Wegweisung (2,4), der Fahrradmitnahme im ÖPNV (2,5) und der Fahrradförderung insgesamt (2,6) zufrieden.

Bestnote für Wettringen im Münsterland

Die beste aller Gesamtwertungen überhaupt, nämlich eine glatte 2, bekam die Gemeinde Wettringen im nordwestlichen Münsterland. Dafür gab es aus der Hand von Bundesverkehrsminister Volker Wissing auch den Sonderpreis fürs Radfahren im ländlichen Raum. „Das erfüllt uns mit Stolz und Freude“, sagte Burgermeister Bertold Bultgerds, „ist aber auch Bestätigung und Verpflichtung.“ Denn, so Wettringens Verwaltungschef, seine Kommune fordere den Radverkehr schon seit vielen Jahren (und gewann auch schon 2021 in der Ortsgröße bis 20 000 Einwohner). Das Resultat seien komfortable Radwege in den Ortskern hinein wie auch sichere Radwegeverbindungen zu den Nachbargemeinden. Seit 2004 gibt es dort einen Radwegenetzplan, der zuletzt 2019 aktualisiert wurde. „Der war wichtig, um Zugang zu den Fördertöpfen zu bekommen“, empfiehlt Bultgerds anderen Kommunen. „Die Mittel sind vorhanden, sie müssen nur genutzt werden.“

Förderung wird nicht ausgeschöpft

Dass vorgehaltenes Fördergeld von den Kommunen ja gar nicht erschöpfend abgerufen wurde, ist Wissings Argument gegen die jährliche Förderung des ADFC, die Mittel für den Radverkehr weiter zu erhöhen. „Es dürfen keine Haushaltsreste entstehen, weil das Budget sonst gestrichen wird“, so Wissing. Da fehle es offenbar an Fachpersonal und Kompetenz, bemängelt der FDP-Minister, betont die Notwendigkeit von Fortbildungen und empfiehlt für die Verwaltung Lehrgänge des Bundesamts für Logistik und Mobilität.

Große Beteiligung am Fahrradklima-Test

Jedenfalls werde die Förderung von Radverkehrsmaßnahmen „wahrgenommen und honoriert“, betont der ADFC. Das zeige der Fahrradklima-Test: „Finden Radfahrende breite Radwege, gute Angebote an Mieträdern und genug sichere Abstellmöglichkeiten vor, sind sie zufriedener und bewerten ihre Kommunen auch besser.“ Durch breite Beteiligung radelnder BürgerInnen habe der Test hohe Aussagekraft und könne Kommunen helfen, ihr Angebot für Radfahrende zu verbessern. Binnen zehn Jahren haben sich die Teilnehmer von 79 000 im Jahr 2012 auf 245 000 im Jahr 2022 und die Zahl der Teilnahmeorte von 332 auf 1 114 mehr als verdreifacht. Hervorhebenswert: BürgerInnen aus 474 Kommunen unter 20 000 EinwohnerInnen haben sich beteiligt – anno 2012 waren es 39 dieser Ortsgröße.

Eine interaktive Karte mit den detaillierten Ergebnissen Ihrer Kommune (jede Auswertung als PDF downloadbar) finden Sie unter:  https://fahrradklima-test.adfc.de/ergebnisse

Mehr Details zu den Gewinnerstädten und den zentralen Erkenntnissen des Fahrradklima-Tests 2022 finden Sie unter:  Microsoft Word – 4_FKT Hintergrundpapier Zahlen Daten Fakten_NEU.docx (adfc.de)

Autor: Tim Bartels,  UmweltBriefe, Mai 2023

 

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