Seit mehr als acht Jahren bereits müssen Landkreise, Städte und Gemeinden ihren Bürgern die Möglichkeit bieten, Essensreste und Grünabfälle als Bioabfall getrennt vom Restmüll zu sammeln. Dass es aber in knapp 30 Prozent aller deutschen Landkreise und kreisfreien Städte entweder keine oder nur eine freiwillige Biomülltonne gibt, beklagt der Naturschutzbund Deutschland. Außerdem, so der NABU, fehle es häufig an guter Abfallberatung.
Viele Menschen ekeln sich allzu sehr vor dem „schmutzigen“, zumeist nassen Bioabfall und vor dem strengen Geruch aus der braunen Tonne, vor allem im heißen Sommer. Wer aber ein paar Regeln beachtet, werde sich mit dem Sammeln der Küchen- und Gartenabfälle leichter tun, empfiehlt die Bundesgütegemeinschaft Kompost (siehe: „Sieben Fragen zum Bioabfall“).
Bioabfall als Teil der Kreislaufwirtschaft
Die getrennte Sammlung und Verwertung von Bioabfällen ist mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil, um eine sogenannte Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen. Dreißig bis vierzig Prozent der Abfälle aus Privathaushalten sind Küchen- und Gartenabfälle. „Sie sind die mit Abstand größte Wertstofffraktion“, betonen die Kompostexperten.
In den vergangenen Jahren hat sich im Abfallrecht eine Wende zur sogenannten Kreislaufwirtschaft vollzogen. Das bedeutet: Die in Abfällen enthaltenen Wertstoffe sollen möglichst recycelt, also für die Herstellung neuer Produkte nutzbar gemacht werden. Und dies gilt selbstverständlich nicht nur für klassische Wertstoffe wie Papier, Glas und Metalle, sondern eben auch für Bioabfälle.
Biogas und Humusdünger
Daraus kann nämlich wertvoller Kompost und umweltfreundliches Biogas gewonnen werden: Aus einer Tonne Bioabfall entsteht in zehn bis zwölf Wochen 350 bis 450 Kilogramm Kompost. Das ist ein hochwertiger und umweltfreundlicher Humusdünger, der den Kauf von teurem Kunstdünger überflüssig macht. Solch mineralischer Dünger wird industriell auf der Basis chemischer Stoffe und unter hohem Energieeinsatz hergestellt.
Außerdem kann man aus einer Tonne Bioabfall durchschnittlich 110 Kubikmeter Biogas gewinnen. In einem Blockheizkraftwerk werden daraus 198 Kilowattstunden (kWh) Strom. Eine Vergärungsanlage mit einem Durchsatz von täglich 80 Tonnen kann somit an einem Tag den jährlichen Strombedarf von vier 4-Personen-Familien (4 000 kWh) abdecken. 100 Kubikmeter Biogas haben einen Energiegehalt von 500 bis 750 Kilowatt und ersetzen durchschnittlich 60 Liter Heizöl.
Zu wenige Kommunen machen die Bioabfall-Sammlung zur Pflicht
Laut dem NABU haben 285 von 400 Kreisen und kreisfreien Städten eine Biotonne mit Anschluss- und Benutzerzwang eingeführt. In den meisten Fällen ist eine Befreiung davon möglich, wenn Bioabfall im eigenen Garten kompostiert würde. So erklärt sich, dass in Pflichtonnekommunen die Anschlussquote bei 76 Prozent liege. Elf Kreise und eine Stadt verweigerten jegliche Bioabfall-Sammlung.
Keine Plastiktüte in die Biotonne!
Was der Verband auch beklagt: In der Biotonne landeten nach wie vor Plastiktüten, verpackte Lebensmittel und anderer Abfall. Deshalb will der NABU Kommunen motivieren, an der „Aktion Biotonne Deutschland“ teilzunehmen. Die Kommunen, die innerhalb eines Jahres die Sammelqualität am deutlichsten verbessern, erhalten eine Ehrung.
- Biomüll ist mengenmäßig der größte getrennt gesammelte Abfallstrom der Siedlungsabfälle. Jährlich werden in Deutschland rund 15 Mio. t biologisch abbaubare Abfälle in Kompostierungs- und Vergärungs- bzw. Biogasanlagen behandelt.
- Haushalte in Deutschland haben 2020 über ihre Biotonne 5 Mio. t und an Garten- und Parkabfällen 5,7 Mio. t getrennt gesammelt – dies sind 129 kg pro Kopf und Jahr.
- Gleichzeitig stellen die Bioabfälle mit fast 40 Prozent auch im Restabfall die größte Abfallfraktion dar. Und das bedeutet: noch ein riesiges Potenzial für die getrennte Sammlung in der Biotonne.
Autor: Tim Bartels, UmweltBriefe, Juni 2023
Die Aktion Biotonne Deutschland, das Kommunikations-Netzwerk zur Biotonne, erreichen Sie unter: ab-kommunen
Zur Analyse des NABU: Bioabfallsammlung – NABU
Weitere Tipps und Ratschläge, wie Sie Ihre Biotonne richtig nutzen, gibt die Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) unter: Biotonne richtig nutzen (kompost.de)
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Sieben Fragen zum Bioabfall
- 1.
Was darf in die Biotonne? Darin dürfen grundsätzlich alle getrennt gesammelten, organischen Abfälle entsorgt werden, die im Garten oder im Haushalt anfallen. Dazu zählen z.B. Pflanzenreste, Obst- und Gemüsereste, Eierschalen usw.
- 2.
Was darf nicht in die Biotonne? Materialien, die nicht biologisch abbaubar sind, dürfen nicht in die Biotonne. Dies sind z.B. Restabfall, Kunststoffe, Metalle, Glas.
- 3.
Was passiert mit dem eingesammelten Bioabfall? Über die Hälfte der erfassten Bioabfälle wird kompostiert. Kompost ist der beste Humusdünger, den wir kennen. Er fördert die Bodenfruchtbarkeit und versorgt die Pflanzen mit Nährstoffen. Aufgrund seiner Gehalte an Kalk wirkt er auch der Bodenversauerung entgegen.
- 4.
Kommt Bioabfall in die Biogasanlage? Ja, knapp die Hälfte der erfassten Bioabfälle werden in Biogasanlagen vergoren. Aus dem dabei entstehenden Biogas kann man Strom und Wärme erzeugen. Die verbleibenden Gärreste lassen sich ebenfalls als organischer Dünger nutzen.
- 5.
Wie kann ich meine Küchenreste am besten sammeln? Am besten wird der Bioabfall aus der Küche in einem kleinen Vorsortierbehälter gesammelt. Dieser sollte mit einer Papiertüte oder Zeitungs- bzw. Küchenpapier ausgelegt werden, um Verschmutzungen des Gefäßes vorzubeugen. Das Papier nimmt gleichzeitig Feuchtigkeit auf und reduziert Gerüche. Das Altpapier ist unschädlich und kann zusammen mit den Bioabfällen verwertet werden
- 6.
Wie beuge ich Geruchs- und Ungezieferbelästigung vor? Die Vorbeugung von unangenehmen Gerüchen und Ungezieferbefall beginnt schon bei der Wahl des Standortes für die Biotonne. Durch die Sonneneinstrahlung (Wärme) werden biochemische Abbauprozesse, die zur Geruchsbildung führen, begünstigt. Gerade im Sommer sollte die Biotonne also schattig stehen..
- 7.
Muss ich eine Biotonne benutzen? Seit 2015 ist die Biotonne in Deutschland verpflichtend vorgeschrieben. Eine Befreiung davon ist nur möglich, sofern nachgewiesen wird, dass man seine Küchen- und Gartenabfälle auf dem eigenen Grundstück kompostiert und verwertet (Eigenkompostierung).