Nach 35 Jahren hat das Umweltbundesamt (UBA) einmal mehr den Restmüll der Deutschen gründlicher durchforstet und mit dem Erstbefund von 1985 verglichen. Der Vergleich zeigt zunächst, dass die Menge in der grauen Tonne enorm gesunken ist: Von 239 Kilo pro Einwohner und Jahr auf 128 Kilo im Jahr 2018.
Recycling bei Glas und Papier eingeübt
„Das ist auf die Getrenntsammlung zurückzuführen“, sagte Jochen Flasbarth bei der Vorstellung der Ergebnisse. Bei Glas und Papier, so der Staatssekretär im Umweltministerium, sei das ja auch lange eingeübt. „Das muss man schon sagen, ist ein wirklicher Erfolg, aber auch nur ein Teilerfolg“, so Flasbarth. Denn man wolle ja „im Grundsatz alles haben“ und eben verwerten – das ist das Ziel der Kreislaufwirtschaft.
Viel zu kostbar für die Restmülltonne
Im Restmüll der Haushalte fanden die Forscher nur ein Drittel, das dort auch reingehört, also Windeln und Hygienepapiere, Kippen, Kehricht und Asche. Das wird alles verbrannt. Mehr als ein Viertel (27,6 Prozent) sind dagegen Wertstoffe, darunter fallen Aludosen, Kunststoffverpackungen, Altpapier und Elektrogeräte. Ein halbes Prozent machen Schadstoffe wie Lösemittel, Energiesparlampen, Batterien und Akkus aus, die man zwingend getrennt sammeln muss. Der größte Batzen aber, immerhin 39,3 Prozent, ist Bioabfall. Und der sei für die Restmülltonne viel zu kostbar, so UBA-Präsident Dirk Messner, „denn er lässt sich vollständig recyceln und liefert den Grundstoff für Kompost und Biogas“. Wenn, ja wenn Kommunen und Verbraucher mitmachten.
Seit 2015 ist das Sammeln des Biomülls vorgeschrieben. Den Kommunen ist aber freigestellt, wie sie das tun: über einen Wertstoffhof, Abholsysteme oder über die Biotonne. Man müsse es den Bürgern möglichst einfach machen, betonte Flasbarth. Er hält es für „ein Stück lebensfremd“, dass Verbraucher ihre Essensreste zum Wertstoffhof brächten. Vielmehr müsse die Dichte an Biotonnen erhöht werden. Der Umweltstaatssekretär will die „Einfachheit der Erfassung“ mit den Kommunen besprechen und erwägt „weitere rechtliche Schritte“. Eine Bioabfallverordnung, die, so Flasbarth, „wir jetzt auf den Weg bringen“, soll es richten. Eine andere Stellschraube seien die Verbraucher. „Sie zu motivieren, die Möglichkeiten des getrennten Sammelns zu nutzen, hat was mit Gewohnheiten zu tun.“
Littering als großer Kostenfaktor
Eine schlechte Angewohnheit ist es, seinen Müll, vor allem Getränkebecher, Kippen und Verpackungen, auf die Straße oder ins Gebüsch zu werfen. Littering ist der Fachbegriff dafür. Die Parks und Straßen davon zu reinigen, wie auch die übervollen Abfallkörbe zu leeren, „kostet den Kommunen sehr, sehr viel Geld“, sagt Umweltministerin Svenja Schulze. Wieviel genau, ließ jetzt der VKU in zwanzig Kommunen ermitteln. Es sollen 700 Mio. Euro pro Jahr sein. Davon entfallen erstaunliche 225 Mio. Euro auf die Entsorgung der Zigarettenreste, deren Filter auch Plastik enthalten, und 120 Mio. Euro auf To-Go-Behälter. Für diese Kosten sollen nun die Hersteller in die Pflicht genommen werden. Möglich macht das die 2019 erlassene EU-Kunststoffrichtlinie. „Wir brauchen dazu eine Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, und es fehlt uns noch eine Leitlinie der Kommission“, sagt Schulze. Die Kommunen würden entlastet.
Die UBA-Analyse der Restmülltonne steht zum Download: www.umweltbundesamt.de/publikationen/vergleichende-analyse-von-siedlungsrestabfaellen
Die Littering-Studie 2020 steht Auf der Website des VKU.
Autor: Tim Bartels, aus UmweltBriefe, September 2020.
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