Klimaneutral, CO2-neutral, sch…egal? Keineswegs. Diese Unterscheidung ist bedeutsam. Es kursiert auch noch ein dritter Begirff, die Treibhausgasneutralität. CO2-Neutralität ist nicht Treibhausgasneutralität und nicht Klimaneutralität. Vielmehr trachtet sie ausschließlich danach, CO2 zur Strecke zu bringen. Die vorwiegend in der Landwirtschaft auftretenden Nicht-CO2-Treibhausgasemissionen – vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) – werden dabei nicht betrachtet. So auch nicht in der Wuppertal-Studie für Fridays for Future.
Treibhausgasneutralität
Dagegen will Treibhausgasneutralität alle klimawirksamen Gase egalisieren. Das ist bis 2050 das explizite Ziel der Bundesregierung. In ihr Klimaschutzgesetz haben Merkel & Co auch eine Definition dafür formuliert: „das Gleichgewicht zwischen den anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen aus Quellen und dem Abbau solcher Gase durch Senken“.
Klimaneutralität
Und was meint nun Klimaneutralität? Bloß ein Synonym, heißt es. Der international gängige Begriff: climate neutrality. Doch halt! Die Regierung verwendet in ihrem Gesetz – nicht gerade die Literatur, bei der Synonyme gefragt sind – beide Termini: Unter § 15 ist von „Klimaneutralität der Bundesverwaltung“ die Rede. Das kann verwirren. Macht aber den Unterschied: Klimaneutralität schließt „unvermeidbare Emissionen“ mit ein, die woanders eingespart werden müssen.
Wenn sich heute schon ein Bundesministerium, wie das für Zusammenarbeit und Entwicklung, dafür rühmt, „klimaneutral“ zu sein, dann kann das nur funktionieren durch Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern. Stichwort: Kompensation. Treibhausgasneutralität dagegen soll ohne „Ablasshandel“ im Ausland erreicht werden. Stichwort: negative Emissionen.
Auch Kommunen haben sich Klimaneutralität auf die Fahnen geschrieben (max. 10 Prozent Kompensation). Manche wollen damit schneller fertig sein als der Bund. Münster zum Beispiel. Dort will man Klimaneutralität bereits bis 2030 erreichen. Auch Kiel will es vor 2050 schaffen. Kiels Klimaschutzmanagerin Anna Muche definiert das so: „den Energiebedarf um 50 Prozent im Vergleich zu 1990 verringern und den Restbedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbaren decken.
Hauptsache auf null runter
Als Fernziel gibt auch die EU für 2050 Klimaneutralität aus. Was das heißt, ist für Agora-Chef Patrick Graichen ganz simpel: „Wenn man auf Null sein will, dann müssen alle auf Null sein, weil sonst bin ich nicht bei Null.“
Ihr Tim Bartels
Über den Autor:
Tim Bartels ist Chefredakteur der Zeitschrift UmweltBriefe. Darin beschäftigt er sich mit den Themen Nachhaltigkeit, Energie, Abfall, Immissionsschutz, Mobilität, Klima- und Naturschutz, Stadtökologie, Umweltmanagement, Umweltrecht und Lokale Agenda 21. Er ist Träger des UmweltMedienpreises der Deutschen Umwelthilfe.