Recyclingpapier: Laut einer neuen Ökobilanzstudie, die das Umweltbundesamt (UBA) in Auftrag gab, erspart uns die grafische Papierherstellung aus Altpapier 78 Prozent Wasser und 68 Prozent Energie gegenüber der Produktion aus Frischfasern. „Digitalisierung und Homeoffice haben uns ein ganzes Stück vorangebracht, weniger Papier zu verbrauchen“, sagt Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Noch besser wäre es wohl, gänzlich auf Papier verzichten, meint sie weiter: „Doch wo wir das nicht können, sollten wir Recyclingpapier verwenden.“ Was viele nicht wissen: Zwei Drittel der Frischfasern, aus denen man hierzulande grafische Papiere herstellt, werden importiert. 40 Prozent davon stammen von schnell wachsenden Eukalyptusplantagen in Brasilien, Uruguay und Chile; 15 Prozent entfallen auf Spanien und Portugal, wo im Sommer verheerende Waldbrände loderten.
Initiative pro Recyclingpapier: Wettbewerb um die recyclingfreundlichste Stadt
Aufsteiger Arnsberg
„Als wir mal ein bisschen recherchierten, wo eigentlich unser Frischfaserpapier herkommt – nämlich aus Indonesien –, wurde uns klar, dass wir auf Recyclingpapier umstellen müssen.“ So berichtet es der Nachhaltigkeits- und Klimaschutzbeauftragte der Stadt Arnsberg, Sebastian Mitte. Gesagt, getan, den Burgermeister informiert und kurzerhand beschlossen umzustellen. So hat die Stadt im Sauerland den Ökopapieranteil ihrer Verwaltung in einem Jahr um 61,07 Prozentpunkte auf 98,62 gesteigert – und ist damit „Aufsteiger des Jahres“ im Wettbewerb um die recyclingfreundlichste Stadt, den die Initiative pro Recyclingpapier (IPR) zum 15. Mal auslobte.
Platz 1 für Nürnberg
Genau 102 Gros- und Mittelstädte mit mehr als 50 000 Einwohnern machten dieses Jahr mit und gaben ihren Verbrauch und Anteil an Blaue-Engel-Papier in Verwaltung, Schulen und Hausdruckereien sowie gezielte Aktionen pro Recyclingpapier preis. Bemerkenswert: Das Umweltreferat der Stadt Nürnberg überwacht dessen Ökopapierquote und berichtet darüber im Umweltausschuss. Nürnberg erreichte mit einer 100-Prozent-Quote und 19 (von 20 möglichen) Sonderpunkten Platz 1 vor Hameln und Mönchengladbach. Alle teilnehmenden Städte übertrafen mit mehr als 93 Prozent Blauer-Engel-Papier ihr Vorjahresniveau.
Aufsteiger Landkreis Northeim
Unter den Landkreisen haben 75 ihre Daten für den Papieratlas-Wettbewerb angemeldet – 2021 waren es 67 – und steigerten ihren Gesamtanteil an Papier mit dem blauen Umweltengel auf rund 85 Prozent. Von Null auf 99,08 Prozent binnen eines Jahres verdiente sich der niedersächsische Landkreis Northeim den Titel Aufsteiger des Jahres. „Mein erklärtes Ziel ist es“, sagte Northeims Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, „die Kreisverwaltung des Landkreises bis 2030 klimaneutral aufzustellen.“ Auf diesem Weg sei die Verwendung von Recyclingpapier ein wesentlicher Baustein. Und das soll auch gewürdigt werden, dachte sich Northeims Klimamanagerin Carolin Fornacon, und meldete den Landkreis beim Wettbewerb an.
Bester Kreis Unstrut-Hainich
Bester Kreis wurde Unstrut-Hainich in Thüringen. Im Vorjahr noch als sprunghafter Aufsteiger ausgezeichnet, setzte sich der Landkreis im Nordwesten des Bundeslandes nun konstant mit 100 Prozent Ökopapieranteil und 19 Extrapunkten an die Spitze der Auswertung vor Schweinfurt, Cochem-Zell und Viersen. „Wir möchten das jetzt auf unsere Gemeinden ausweiten“, sagt Unstrut-Hainichs Energie- und Klimaschutzmanagerin Kristina Fitz. Tatsächlich sind nämlich die kleineren Städte und Gemeinden mit weniger als 50 000 Einwohnern bisher noch nie gefragt worden. Allein das Portal Gruener-beschaffen.de der IPR benennt einige Kommunen und verlinkt sie, wenn sie ihre Recyclingquote mitteilen wollen: von der Gemeinde Aldingen bis zur Gemeinde Zell stehen dort bislang 75 kleinere Kommunen mit überwiegend 95 bis 100 Prozent Ökopapieranteil.
Klare Ansage für Recyclingpapier
Solcherart klare Ansage für Recyclingpapier ergibt sich „brandaktuell“ auch aus der neuen UBA-Studie, die in diesen Tagen veröffentlicht wird und auch die Biodiversität und CO2-Senkenfunktion der Wälder mit betrachtet. Deren Kernaussage: Buround Hygienepapier aus Recyclingfasern hat deutlich geringere Umweltauswirkungen als Papier aus Primarfasern. Das UBA empfiehlt allerdings auch zugleich, den Papierverbrauch zu reduzieren, „um den Verlust der Biodiversität und die Gefahr von Landnutzungsänderungen zu verringern“.
Zum Papieratlas 2022 der Initiative Pro Recyclingpapier: Papieratlas – Initiative Pro Recyclingpapier
Zur Plattform „Grüner Beschaffen“ der Initiative Pro Recyclingpapier: Städte und Gemeinden – Grüner beschaffen (gruener-beschaffen.de)
Autor: Tim Bartels, aus UmweltBriefe, November 2022.
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