Berg an Verpackungsmüll auf Rekordniveau
Nach drei Jahren Verpackungsgesetz kann von einer Trendwende des Abfalls noch keine Rede sein. Das Umweltbundesamt (UBA) verzeichnet für 2019 mit 18,91 Mio. t einen neuen Rekord an Verpackungsmüll bei Glas, Pappe, Plastik & Co. – das sind 47 000 t mehr als im Vorjahr und entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von 227,55 kg. In Europa liegt dieser Wert durchschnittlich bei 177,38 kg. Der Müllberg wachse durch den boomenden Onlinehandel, To-go-Essen in Einwegschalen und immer kleineren Verpackungsgrößen in den Läden, betont die Deutsche Umwelthilfe. Sie fordert ein Abfallvermeidungsziel, das zwingende Erfüllen der 70-Prozent-Mehrwegquote für Getränkeverpackungen (2019: 41,8 Prozent) und die Umlage der Plastiksteuer auf die verantwortlichen Unternehmen.
Mehrweg als Ausweg
Die Quote für Getränkemehrweg könne man ohne zusätzliche Maßnahmen nicht erreichen, räumt das UBA ein und brütet über konkreten Vorschlägen. Die Umweltbehörde ruft die Unternehmen auf, ihre Verpackungen zu überprüfen und „systematisch ökologisch zu optimieren“. Bestenfalls durch deutlich mehr Mehrwegangebote – und zwar über Getränke hinaus auch in anderen Bereichen, wie beim Versandhandel und für To-go-Mahlzeiten.
Recycling
Der Verpackungsmüll nimmt zwar zu, aber es wird auch immer mehr verwertet. Die Recyclingquoten aus dem Verpackungsgesetz wurden 2020 von den dualen Systemen für alle Materialien übertroffen. So gingen 93 Prozent der Eisenmetalle ins Recycling (Vorgabe: 80 Prozent). Bei Kunststoffverpackungen wurden 60,6 Prozent stofflich (Vorgabe: 58,5 Prozent), der Rest energetisch verwertet. „Dem Märchen, es werde sowieso alles verbrannt, was in gelben Tonnen oder Säcken lande, kann ich widersprechen“, sagt UBA-Vizepräsidentin Lilian Busse.
Doch es muss noch viel mehr recycelt werden. Die Mengen, die 2020 verwertet wurden, reichen in zwei Jahren nur noch für Papier, Metalle und Kunststoffe insgesamt, also einschließlich der energetischen Verwertung. Von 2022 an erhöhen sich die Recyclingquoten laut Verpackungsgesetz weiter. Sie liegen dann für Glas, eisenhaltige Metalle, Aluminium und Papier, Pappe, Karton bei 90 Prozent. Für Kunststoffverpackungen gelten 63 Prozent werkstoffliche Verwertung.
Neue Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR)
Zudem tritt Mitte 2022 eine neue Regelung in Kraft. Von da an müssen alle Verpackungsarten, auch die von ausländischen Herstellern, die Unternehmen in den Handel bringen, bei einer neuen Registrierungsstelle angemeldet werden. Die Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) setzt neben der Registrierung auch Standards für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen. Sie berechnet die Marktanteile für die einzelnen dualen Systeme und prüft deren Mengenstromnachweise.
„Damit wird klar, dass niemand mehr in Deutschland verpackte Waren in Verkehr bringen darf, der nicht registriert ist“, sagt ZSVR-Stiftungsvorstand Gerda Rachut. Die Registrierungszahlen seien bereits in diesem Jahr deutlich gestiegen, aktuell seien es knapp 233 000 Unternehmen, davon 195 000 aus Deutschland und neuerdings auch mehr als 13 300 aus China. „Derzeit arbeiten wir daran“, so Rachut, „die Gesetzesänderungen zum 1. Juli 2022 schlank und möglichst bürokratiearm umzusetzen“, damit die Hersteller die Produktverantwortung für ihre Verpackungen ernst nehmen. Die Lücke an Trittbrettfahrern ist noch groß, sagt Rachut, es fehlten noch einige Hunderttausend, die sich registrieren müssen.
„Wer Mehrweg nutzt, hat es am einfachsten“, so die ZSVR-Chefin. Dann reiche es aus, sich zu registrieren – ohne Materialmeldung.
Autor: Tim Bartels, aus UmweltBriefe, Dezember 2021.
Die aktuellen Daten zum Verpackungsmüll finden Sie unter Verpackungsabfälle | Umweltbundesamt
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