Symbolbild für Klimaschutz im Alltag: eigene CO2- Bilanz
Die CO2-Bilanz eines Haushalts lässt sich mit einigen Tipps deutlich reduzieren. Grafik: AdobeStock
23. Februar 2021 | Bürgerinfo

Klimaschutz im Alltag: eigene CO2-Bilanz halbierbar

Die Klimakrise betrifft uns alle, und Klimaschutz geht alle an. Aber wie und was kann man wirklich tun, um klimaneutral zu leben? Bringt es überhaupt etwas, wenn wir hier und da mal Energiesparlampen einschrauben oder auf Ökostrom umsteigen? Oder ist Klimaschutz im Alltag zu kompliziert, zu aufwändig und teuer? Diese Fragen beantwortete das Projekt „Klimaneutral leben in Berlin“ (KliB).

Studie: klimaneutral leben

Daran hatten 2018 mehr als einhundert Haushalte ein Jahr lang unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) teilgenommen. Die Teilnehmenden kamen aus allen Stadtteilen Berlins und waren sowohl hinsichtlich Einkommen, Wohnform, Alter und Zusammensetzung sehr unterschiedlich. Sie versuchten, so gut es ging, ihren persönlichen CO2-Fußabdruck zu reduzieren und Klimaschutz im Alltag zu leben. Jede Woche trugen die Haushalte ihre gefahrenen Kilometer, gekauften Waren, Stromverbrauch etc. in einen CO2-Tracker ein und erhielten ihre CO2-Bilanz als Feedback zurück.
Das Ergebnis: Im Schnitt konnten alle ihre Klimabilanz um gut elf Prozent senken, obwohl sie bereits zu Beginn im Mittel 25 Prozent unterm Bundesdurchschnitt (11,6 t pro Jahr, s. Kasten) starteten. Das lässt sich zum Teil auf die Besonderheiten dieser Großstadt zurückführen (dichter ÖPNV, weniger Autobesitz), teilweise auch auf das ohnehin schon große Interesse zuvor am Klimaschutz. Klar war also, dass man im Vergleich zum Durchschnittsbürger schon aus eigenem Antrieb 25 Prozent CO2 einsparen kann.

Zehn Prozent Einsparung möglich

Dennoch lag ihr persönlicher CO2-Fußabdruck nach einem Jahr noch bei 7,3 t pro Kopf. Es soll auch Haushalte gegeben haben, die 2018 mehr CO2 emittiert hatten als 2017. Der Grund dafür war meistens eine Flugreise im Projektjahr. Und es zeigte sich, dass manche Haushalte deutlich mehr eingespart haben als „nur“ elf Prozent. Mit einem bis zu 40 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck am erfolgreichsten waren solche, die sich in puncti Energieverbrauch und Nutzerverhalten hatten beraten lassen. Der Haushalt mit dem Spitzenwert hat 2018 eine Flugreise durch eine Bahnreise ersetzt und im Winter sogar den Kühlschrank ganz ausgeschaltet – die Lebensmittel wurden auf dem Balkon gekühlt.

Doch könnten selbst ambitionierte Haushalte ihre Klimabilanz maximal halbieren, sagt Projektleiter Fritz Reusswig. Studien zeigten: Wenn alle Haushalte in Deutschland ihren CO2-Fußabdruck jedes Jahr um zehn Prozent reduzieren würden, dann wären wir Mitte der 2040er Jahre klimaneutral. Das Berliner Projekt hat gezeigt, dass zehn Prozent Einsparung möglich sind – für ein Jahr.

Politik muss Rahmengeber sein

Aber kann man die erzielten Erfolge bei KliB tatsächlich jedes Jahr bis 2050 wiederholen? Klare Antwort: nein. Da hilft nur eine andere Politik. Sie muss die Rahmenbedingungen für Landwirtschaft, Ernährung und Verkehr setzen. Dort sind auch persönliche Beiträge zum Klimaschutz im Alltag wirksam: etwa sich mit mehr Gemüse und weniger Fleisch zu ernähren, öfter das Rad oder den ÖPNV zu nutzen oder auf Ökostrom umzustellen.

Die Big Points für Klimaschutz im Alltag

1. Ernährung. Wir essen zu viel Fleisch und Wurst. Das ist schlecht für unsere Gesundheit und schlecht fürs Klima. Neben den Treibhausgasemissionen aus der tierischen Verdauung (Methan) sind es die energieintensive Tierhaltung sowie Landnutzungsänderungen für Viehfutter, die negativ zu Buche schlagen. Vegetarische Ernährung verringert den Fußabdruck um 26 Prozent. Wer sich vegan ernährt, spart rund 30 Prozent ein.

2. Mobilität. Für diesen Fall ist es wichtig, sich die enormen Unterschiede im Fußabdruck der Verkehrsmittel vor Augen zu führen. Das Flugzeug ist mit Abstand am schlechtesten fürs Klima. Das Auto kommt an zweiter Stelle. Großes Einsparpotential bietet also, Flugreisen weitgehend zu vermeiden und weniger Auto zu fahren.

3. Wohnen: Heizen und Strom. Zentraler Punkt ist der Umstieg auf einen Ökostromanbieter. Hier können Emissionen ohne große Verhaltensänderung eingespart werden. Bei der Anbieterwahl beachten: Das „Grüner Strom-Label“ sowie das „okpower- Label“ garantieren, dass durch den Ökostrombezug Neuanlagen gefördert werden. Beim Heizen führt die Kombination aus Technik und Verhalten zum Erfolg. Die Raumtemperatur sollte 20 °C möglichst nicht überschreiten, und das nur in den notwendigen Räumen. Ob im Winter oder im Sommer, Stoßlüften statt Dauerkippe verbessert nicht nur das Raumklima, sondern schont auch noch die Umwelt. Achten Sie auf funktionierende Thermostate und auf die regelmäßige Entlüftung der Heizkörper.

4. Sonstiger Konsum. Der beste Weg in diesem Bereich ist die Kombination der drei Rs: Reduce, Reuse und Recycle. Jedes Produkt benötigt Energie zur Herstellung und erzeugt Abfallprodukte. An erster Stelle steht die Frage, ob ich ein Produkt wirklich brauche. Wenn die mit „ja“ beantwortet wird, sollte sich die Frage anschließen, ob es nicht auch ein gebrauchtes Produkt sein kann. Und letztlich kann durch Reparatur oder Recycling der Ressourcen- und damit auch der Energieverbrauch reduziert werden. Wenn neue Produkte nötig sind, dann auf die Energiekennzeichnung achten. Bei Geräten mit der besten Kategorie („A+++“) können 60 Prozent Strom im Vergleich zu einem Gerät mit nur „A“ eingespart werden. Zudem sollte man mehr Leihangebote nutzen.

> Weitere Tipps gibt es unter  www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag

Was heißt klimaneutral leben?

Es geht darum, ein Lebensmodell zu entwickeln, das den anthropogenen Klimawandel auf unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau begrenzt. Seitdem ist die Welt im Mittel bereits ein Grad wärmer geworden.

  • Deutlich unter 2 °C plus, das hat die UN-Weltgemeinschaft mit dem Pariser Klimaabkommen Ende 2015 beschlossen. Laut Klimaschutzgesetz der Bundesregierung soll Deutschland bis 2050 treibhausgasneutral sein. Das bedeutet, dass die Pro- Kopf-Emissionen bis 2050 auf unter eine Tonne CO2 pro Jahr gesenkt werden müssen,
  • Der deutsche Durchschnitt liegt bei 11,6 t CO2 pro Kopf und Jahr. Der sehr heterogene Posten des sonstigen Konsums (38 Prozent) ist dabei der größte, gefolgt von Heizung und Ernährung (beide je 15 Prozent) sowie der Mobilität ohne Flugreisen (14 Prozent).
    > Ihre CO2-Bilanz im Blick:  https://uba.co2-rechner.de 
     

Autor: Tim Bartels, aus  UmweltBriefe,  Januar 2021.

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