Für sinnvollen Klimaschutz im Alltag muss man wissen, was der Treibhauseffekt ist.
Für einen sinnvollen Klimaschutz muss man den Treibhauseffekt kennen. Bild: brgfx/AdobeStock
2. Mai 2018 | Bürgerinfo

Klimaschutz im Alltag: Warum CO2 nicht gleich CO2 ist

Der Klimaschutz polarisiert. „Will uns die Umweltbehörde etwa das Atmen verbieten?“ Zu solch unsinniger Frage verstieg sich einst ein klimaskeptischer Volksvertreter in seiner Pressemitteilung, als das Umweltbundesamt wieder einmal zur CO2freien Zukunft aufrief.

Wo beginnt der Klimaschutz im Alltag?

Die Behauptung, dass „wer atme, doch ebenfalls den Treibhauseffekt verstärke“, treibt immer noch viele Menschen um, wenn sie in Sachen Klimaschutz vor der eigenen Haustür kehren sollen. Warum unser Atmen kein Problem fürs Klima ist, erklärt sehr schön Energiewendeexperte „Joul“ in einem Youtube-Video: Stellen Sie sich vor, Sie besuchen jemanden, der im 5. Stock wohnt. Sie können die Treppe nehmen, das könnte anstrengend werden, oben angekommen ist man sicherlich etwas aus der Puste. Alternativ gibt es einen Fahrstuhl, der Strom verbraucht. Klaus fragt: Macht es aus Klimaschutzsicht einen Unterschied, welchen Weg man wählt?

Und ob – und zwar selbst, wenn man annimmt, dass die Menge an verursachtem CO2Ausstoß beider Wege die gleiche ist. Wir schauen uns nur die CO2Emissionen an, die frei werden bei der Nutzung des Fahrstuhls oder der Treppe. Verhält sich das CO2 aus dem Kohlekraftwerk, das die Energie für den Aufzug liefert, anders als das CO2 bei der Atmung? CO2 wirkt in der Atmosphäre grundsätzlich als Treibhausgas, völlig egal, wo es herkommt.

Der natürliche Treibhauseffekt

Das CO2, das Menschen, Tiere, Pilze und nachts die Pflanzen ausatmen, ist für den natürlichen Treibhauseffekt verantwortlich. Ohne den hätten wir auf der Erde statt angenehme 15 eine Durchschnittstemperatur von minus 18 Grad! Diesen Treibhauseffekt brauchen wir. Und obwohl alle CO2 ausatmen, ändert sich an der Gesamtmenge im Umlauf nichts. Die gleiche Menge wird nämlich von den Pflanzen bei der Photosynthese wieder aufgenommen. Es gibt also ein Gleichgewicht zwischen aus- und eingeatmeten CO2. „Das CO2, das wir ausatmen, hat unsere Nahrung vorher aus der Atmosphäre rausgenommen“, erklärt Joul.

Problematisch wird es dann, wenn wir der Atmosphäre CO2 zuführen, das vorher nicht im Kreislauf war: bei der Verbrennung von Erdgas, Kohle oder Erdöl, von Benzin, Diesel oder Heizöl zum Beispiel. Denn damit steigern wir die absolute Menge an CO2. Das heißt: Wir reichern den natürlichen Kreislauf mit Kohlenstoff an, „der bis dahin unter der Erde weggesperrt war“ – z.B. als Kohle oder Erdöl. Dieses neu gebildete CO2 ist es, das zum zusätzlichen Treibhauseffekt führt.

Also: Selbstverständlich wird bei der Atmung von Mensch oder Tier wie auch beim Verrotten von Pflanzen CO2 frei. Doch dieses Gas ist kein Problem fürs Klima, es erhöht die CO2Konzentration in der Atmosphäre nicht – denn das Gas stammt aus der Verarbeitung von Nahrung, die zuvor zu Lebzeiten das CO2 durch Photosynthese aus der Atmosphäre gefiltert hat. Das beim Atmen frei werdende CO2 ist also Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs.

Klimaschutz im Alltag: 5 Tipps

1. Weniger Fernreisen, weniger fliegen. Verzichten Sie so oft wie möglich auf Flüge. Auf 100 Kilometer verursacht das Flugzeug pro Person mit 21 Kilogramm die meisten CO2Emissionen. Ersetzen Sie Inlandflüge durch eine Bahnfahrt. Wenn‘s dennoch der Flieger sein muss, kann man für den Klimaschaden eine Ausgleichszahlung an zertifizierte Klimaschutzprojekte überweisen: z.B. unter atmosfair.de

2. Weniger Auto. Lassen Sie Ihren PKW so oft wie möglich stehen; vermeiden Sie Kurzstrecken; auf 100 Kilometer verursacht das Auto mit Verbrennungsmotor pro Person 14 Kilo CO2; treten Sie beim Beschleunigen das Gaspedal nie ganz durch und fahren Sie vorausschauend; achten Sie auf optimalen Reifendruck. Besser noch: Nutzen Sie täglich Ihr Fahrrad und/oder den ÖPNV.

3. Weniger Energieverbrauch daheim. Viel ist die Rede von Ökostrom. Dabei kommt es im Privaten doppelt so stark auf die Heizung an. Achten Sie daher beim Mieten oder beim Kauf einer Wohnung darauf, wie gut sie gedämmt ist. In einer nur durchschnittlich isolierten Wohnung verbraucht man rund drei Mal so viel Wärme wie in einem Haus, das beste Standards erfüllt. Hier kann man Energie und Geld sparen. Und das, ohne auf irgend etwas verzichten zu müssen.

4. Weniger Fleisch und Milchprodukte essen. Es gibt eine einfache und praktische Möglichkeit für jeden von uns, das Klima zu schützen: einfach den Verzehr von Rind- und Lammfleisch, Käse und Milch zurückfahren. Denn essen wir weiter so viel Fleisch und Milchprodukte wie bisher, dann werden sich die weltweiten Emissionen aus der Landwirtschaft bis 2070 verdoppeln. Das haben schwedische Forscher vorgerechnet.

5. Weniger einkaufen, weniger Müll. Wichtig für den Klimaschutz ist, was wir essen, aber auch, wie viel davon in den Müll wandert: 82 Kilo beste Lebensmittel landen bei jedem von uns pro Jahr in der Tonne, das sind 17 Prozent aller Einkäufe. Am häufigsten weggeworfen werden Obst, Gemüse und Backwaren. Ein Kilo Brot im Müll emittiert so viel unnötiges CO2 wie 3,5 km Autofahren.

Ihr persönlicher CO2Rechner

  • Wie komme ich von derzeit 7 bis 11 t CO2Ausstoß im Jahr auf nur noch ein bis zwei Tonnen? Ein CO2Rechner kann dabei helfen, den Überblick zu behalten.
  • Die CO2Bilanz betrachtet verschiedene Verbräuche Ihres Alltags: von der Heizung über Mobilität und Ernährung bis hin zum sonstigen Konsum. Dabei werden nicht nur Ihre CO2Emissionen, sondern auch die Klimagase Methan (CH4) und Lachgas (N2O) berücksichtigt, die mit entsprechender Klimawirkung in CO2Äquivalente umgerechnet werden.
  • Berechnet wird auch das, was Sie an CO2 vermeiden. Wenn Sie z.B. Sonnenenergie vom Dach oder Ökostrom beziehen, wenn Sie Solar- oder Geothermie als Wärmequelle nutzen, berechnet sich die Vermeidung aufgrund der nicht verbrannten fossilen Energie.
  • Sie starten Ihre Bilanz mit Angaben über Ihren Haushalt: Mit wieviel Personen und auf welcher Fläche teilen Sie sich Ihre Wohnung? Dann wählen Sie die Art Ihrer Heizung aus und geben Ihren Jahresverbrauch an, den Sie im Zweifelsfall auch schätzen lassen können …
    http://www.uba.CO2-rechner.de

YouTuber Joul erklärt, warum CO2 nicht gleich CO2 ist:  Warum CO2 nicht CO2 ist – YouTube

Klimaneutral leben, ein Ratgeber aus dem Umweltbundesamt:  Klimaneutral leben (umweltbundesamt.de)

Autor: Tim Bartels, aus  UmweltBriefe, Mai 2018.

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