„Irgendwas machen wir falsch.“ Sagt Mojib Latif, der seit 30 Jahren forscht, publiziert und die Politik berät. Seit drei Jahrzehnten warnt der Kieler Geomar-
Umsetzungsproblem beim Kampf gegen den Klimawandel
Doch trotz des Pariser Abkommens steigen die CO2–
Wir sind bloß Spaßverderber
Mit Endzeitrhetorik und Katastrophenbildern bringe man die Menschen nicht zum Handeln. Der Mensch agiere nicht auf der Grundlage von Wissen. Sondern so: „Wenn die Latifs dieser Welt alle Recht haben, dann bestelle ich mir schnell noch einen SUV.“ Was habe man als Wissenschaftler gegen das Dusollstkaufen anzubieten? „Wir sind bloß Spaßverderber“, sagt Welzer. Deshalb sei „proaktive Kommunikation“ enorm wichtig, betont der Direktor der Stiftung Zukunftsfähigkeit, Futurzwei.
Zukunftshorizonte öffnen
Es müsse verstanden werden, dass eine autofreie Stadt auch dann lebenswerter wäre, wenn es den Klimawandel gar nicht gäbe. Welzers Credo lautet: Zukunftshorizonte öffnen. Dafür müsse aber das Angebot okay sein, etwa beim ÖPNV. Wenn dann als „Kollateraleffekt“ auch noch reichlich CO2–
In Sachen Klimaschutz Überzeugungsarbeit leisten
Man sollte Menschen „aktiv zuhören“, bevor man Strategien entwickelt, sagt die frühere kommunale Klimaschutzmanagerin Tatiana Herda Muñoz aus Mainz. Sie kennt das Problem. Man muss „raus aus den eigenen Echoräumen“, sagt sie, hin zu denen, die anders sozialisiert seien, anders ticken – und ihnen zuhören. Um in Sachen Klimaschutz Überzeugungsarbeit in isolierten gesellschaftlichen „Bubbles“ (Filterblasen) zu leisten, ist Muñoz in Mainz in die SPD eingetreten. Heute ist sie Ortsvorsteherin des Mainzer Stadtteils Hechtsheim. Sie fordert ein positives Zukunftsbild, das die Menschen mitnimmt: „Wir brauchen vor Ort eine Klimakommunikation, die Lust auf gemeinsame Gestaltung macht, anstatt Verlustangst zu schüren.“
Klimabotschafter gegen den Klimawandel in Osnabrück
Beispielhaft für gute Klimakommunikation ist die Stadt Osnabrück, wo seit einigen Jahren „Klimabotschafter“ unterwegs sind. Das sind Freiwillige „aus der Mitte der Gesellschaft heraus“, die in ihrem Alltag von ihrem veränderten Verhalten berichten und anderen erzählen: Du, ich hab mein Auto stehen lassen. Oder: Ich hab mir eine Solaranlage aufs Dach gesetzt. „Einfache Menschen wie du und ich, die zeigen: Es ist gar nicht so schwer“, sagt Osnabrücks Referatsleiter für Strategische Steuerung, Claas Beckord.
Die Klimabotschafter richteten sich dann an ihre Nachbarn oder Kollegen und erzählten vom eigenen Engagement – ohne erhobenen Zeigefinger und ohne Katastrophenrhetorik. Sie gehen auch in Schulen und animieren dort zum klimaverträglichen Verhalten, sie verteilen Broschüren zum Thema und sorgen überall für Diskussionen. Mittlerweile sei der Pool an selbst erklärten Klimabotschaftern auf 100 Menschen in der Stadt angewachsen, so Beckord: „Andere zu erreichen, ist tatsächlich nicht ganz trivial.“
Fundierte und verständlich aufbereitete Fakten zum Klimawandel und seinen Folgen bietet das Portal klimafakten.de
Zu den Klimabotschaftern in Osnabrück: Klimabotschafter Osnabrück – klimabotschafter-os.de
Autor: Tim Bartels, aus: UmweltBriefe Oktober 2019.