Geht es um die Verkehrswende in der Stadt, brennt das Thema Parkraum-Management Kommunalpolitikern zunehmend auf den Nägeln. Wie viele kostenpflichtige Parkplätze es in Deutschland gibt, weiß niemand genau. Schätzungen gehen von dreieinhalb Millionen aus. Das sollten auf keinen Fall mehr werden, eher weniger. Schließlich gilt für eine stadtverträgliche und nachhaltige Mobilität, den öffentlichen Parkraum zu verknappen und höher zu bepreisen.
Die Digitalisierung des Parkraums
Zur besseren Auslastung der wenigen PKW-Stellplätze kann digitale Technik helfen. „Der Hebel dieses Gestaltungselements wird sich erheblich verändern. Erheblich!“, betont Bernd Bienzeisler vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Die Digitalisierung des Parkenraums lasse sich nicht aufhalten, so der IAO-
Vorbild Wien
So weit ist Wien noch nicht. Und doch ist die österreichische Hauptstadt ein Vorbild für wirksame Parkraum-Bewirtschaftung. „Gratisparken ist kein Menschenrecht“, sagt die Leiterin für Mobilitätsstrategie der Stadt Wien, Angelika Winkler. Bei Bürgerbefragungen habe eine Mehrheit für die Parkraum-Bewirtschaftung in Wien votiert, berichtet Winkler. „Die Bezirke mussten dazu einen Antrag stellen, weil sie die Verkehrsschilder bezahlen.“ Das sei anfangs von der Stadt subventioniert worden, um einen Anreiz zu schaffen.
Nun gebe es in 20 von 24 Bezirken kostenpflichtige Parkzonen. In den Innenbezirken seien maximal zwei Stunden erlaubt, in den Außenbezirken drei. Bezahlt wird per Parkschein oder durchs Handy. Eine Stunde kostet 2,10 Euro, 15 Minuten sind gebührenfrei. Anwohner erhalten ein Parkpickerl für 120 Euro. Die Einnahmen seien zweckgebunden, betont Winkler: zugunsten des ÖPNV (Jahresticket für 365 Euro) und des Radverkehrs, aber auch für den Garagenbau. Was hat die Wiener Parkraum-Bewirtschaftung nun nach deren Einführung 2013 bewirkt? Die Parkplätze seien besser ausgelastet, so Winkler, es gebe weniger Falschparker, die Parkplatzsuche habe sich von neun auf drei Minuten reduziert und „wesentlich mehr Pendler“ seien mittlerweile mit den Öffentlichen unterwegs.
Faires Parken in Karlsruhe
Ist Wien ein Modell für Deutschland? „Wir haben uns sehr schwer getan, gute Beispiele hierzulande zu finden“, sagt Uta Bauer vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu). Es gibt sie aber, wie jetzt ein unter ihrer Leitung entstandener kommunaler Leitfaden zeigt, der Hinweise für die Planung, Umsetzung und Kommunikation eines stadtverträglichen Parkraum-Managements gibt.
Darin wird zum Beispiel Karlsruhe hervorgehoben. Die Stadt will illegales Gehwegparken nicht mehr tolerieren und hat sich mit Anwohnern zusammengesetzt, um nach Lösungen für den immensen Parkdruck in Wohnvierteln zu suchen. Man kam folgendermaßen überein: „Dort wo eine Mindestgehwegbreite von 1,60 m sichergestellt werden kann, wird das Gehwegparken legalisiert.“ In Straßen mit schmaleren Bürgersteigen ist das Parken darauf verboten. Und wird auch geahndet, 20 Euro werden da fällig, berichtet Birke Bronner vom Karlsruher Stadtplanungsamt. Seit Anfang des Jahres seien 1 400 Strafzettel geschrieben worden. „Wir haben das Parkraummanagement aber nicht defensiv, sondern als Gewinnerthema adressiert“, so Bronner. „Faires Parken“ hieß das Projekt, aus dem ein Leitfaden für die Bürgervertretungen entwickelt wurde.
Das Karlsruher Modell „Faires Parken„: www.karlsruhe.de/
Die Agora Verkehrswende zum Parkraum-Management: Veröffentlichungen – (agora-verkehrswende.de)
Autor: Tim Bartels, aus UmweltBriefe April 2019.