Würde man künftig beim Neubau statt Stahlbeton natürliche Rohstoffe wie Holz oder Bambus nutzen, ließen sich enorme Mengen klimaschädlicher Emissionen vermeiden. Überdies würde eine dauerhafte „CO2-Senke“ entstehen. So die Botschaft des internationalen Projekts „Bauhaus der Erde“.
Holz statt Beton
Initiator der Formel „Holz statt Beton“ ist Hans Joachim Schellnhuber, der Gründer des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und persönliche Ex-Berater von Angela Merkel. Verstanden hatte die Physikerin als Kanzlerin alles, was Schellnhuber riet, doch durchsetzen konnte sie nichts davon. Nun will der ehemalige Klimamodellierer nicht mehr nur warnen, was passieren könnte, wenn wir so weitermachen, sondern vielmehr darin überzeugen, was jetzt zu tun ist: „gezielt auf Holz, Bambus, Hanf, Lehm und andere Materialien ohne schweren CO2-Rucksack setzen“.
Denn anders als der Bestandteil von Beton – Zement bzw. Kalk, der bei hohen Temperaturen
gebrannt wird und viel CO2 freisetzt, genauso wie Stahl im Hochofen – bindet das Holz das Treibhausgas. Doch je interessanter Holz für die Bauindustrie wird, desto größer der Druck auf den Wald. Forciert das nicht die Rodung der Wälder? „Nein, auf keinen Fall“, sagt Schellnhuber: „Wir müssen weltweit insbesondere degradierte Flächen aufforsten, um darüber CO2 neu zu binden.“ Wälder nehmen fast ein Drittel der vom Menschen ausgestoßenen CO2-Mengen auf. Es müsse Schluss damit sein, Stahl und Beton zu verbauen, der nicht vernünftig wiederverwertet werden könne, so der Klimaforscher.
Organische Architektur aus Holz
Dagegen würde unsere Nordhalbkugel bei guter Waldwirtschaft genügend Biomasse anbieten, um Neubauten mit Holz zu bedienen. Schellnhubers Idee sieht eine organische Architektur vor, deren nachwachsende Rohstoffe im dynamischen Gleichgewicht entnommen werden. Das setze einen Nachfragemarkt für den Waldbestand voraus, der sich trotz Nutzung positiv entwickele, so die Vision Schellnhubers. „Die geerntete Biomasse wird in langlebigen Produkten wie Brettsperrholz oder chemiefreien Möbeln gespeichert.“ Damit entziehe man der Atmosphäre wieder einen Teil des CO2, das durch fossile Energiewirtschaft ausgestoßen wurde.
Bauen mit Holz immer beliebter
Tatsächlich werden Holzhäuser ja auch immer beliebter. Das bislang höchste mit 34 m steht in Heilbronn und hat zehn Stockwerke: Es sollen darin 480 Fichtenstämme, die je 25 m hoch waren und 40 cm durchmaßen, verbaut worden sein, insgesamt 1 500 m3 Holz. Getoppt werden soll das 2023 durch einen 65 m hohen Holzbau in der Hamburger Hafen-City: Dafür werden 5 500 m3 Bauholz benötigt. Und eines fernen Tages Mitte der 2030er Jahre soll auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel in Berlin ein überwiegend aus Holz bestehendes Quartier mit 5 000 Wohnungen entstehen. Ginge es nach Schellnhuber, sollen das keine Leuchtturmprojekte und Unikate bleiben, sondern Vorbilder für massenhaften Holzbau.
Holz ist begehrt wie nie. Die Preise steigen. Schadholz wird meist exportiert.
- Im Jahr 2021 wurden in deutschen Wäldern 83 Mio. m3 Holz gefällt, ein weiterer Rekordwert. Damit stieg der Einschlag gegenüber 2020 um 3,2 Prozent.
- Darunter sank der Kahlschlag aufgrund von Waldschäden, vor allem durch Insektenbefall, um 16 Prozent auf 50,5 Mio. m3, im Jahr 2020 waren es noch 60,1 Mio. m3 Schadholz.
- Fichte ist weiter mit Abstand die bedeutendste Holzart. Sie macht zusammen mit „Tanne, Douglasie und sonstiges Nadelholz“ drei Viertel des gesamten Einschlags aus.
- Der hohe Fichtenanteil wird laut Statistikamt mit dem Borkenkäfer begründet: Er soll 39,4 Mio. m3 Kahlschlag verursacht haben – dies entspricht knapp zwei Dritteln aller gefällten Fichten im Jahr 2021.
Zum Projekt „Bauhaus Erde“: https://bauhauserde.org/
Datengrundlage zur Verfügbarkeit von Holz als Baustoff: Potenziale von Bauen mit Holz | Umweltbundesamt
Autor: Tim Bartels, aus UmweltBriefe, Juli/August 2022.
Bestellen Sie kostenlose Ansichtsexemplare der UmweltBriefe
Überzeugen Sie sich von dem hohen Praxisnutzen und Mehrwert, den die UmweltBriefe bieten. Zwei kostenlose Probehefte sind für Sie reserviert: www.walhalla.de/probeabo-umweltbriefe
So nutzen Sie Holz umweltgerecht
- 1.
Holz hat Einfluss auf Gesundheit und Stimmung. Eine Inneneinrichtung mit Holz senkt Blutdruck und Herzfrequenz und damit den Stresspegel, während Konzentration, Aufmerksamkeit und Kreativität zunehmen. Ob es nun die im Holz enthaltenen ätherischen Öle, die freundlichere Lichtatmosphäre oder die geringere elektrostatische Aufladung sind, die diese Effekte bewirken – wir sollten diese nutzen, um unser Leben zu bereichern und das Klima zu schützen.
- 2.
Besser ein Siegel als kein Siegel. FSC (Forest Stewardship Council) oder PEFC (Pan-European Forest Certification) kennzeichnen Produkte, die aus nachhaltiger Holzwirtschaft stammen. Im Vergleich fallen die PEFC-Kriterien hinter denen des FSC zurück. Bei PEFC würden auf Basis einer Selbstauskunft teilweise Waldregionen pauschal bewertet, bemängelt das Umweltbundesamt. Im Jahr 2021 wurden 79,2 Prozent der deutschen Waldfläche nach PEFC und 12,9 Prozent nach FSC bewirtschaftet.
- 3.
Auf Tropenholz verzichten. Auch Regenwald kann nachhaltig bewirtschaftet werden. Wird damit vor Ort Geld verdient, kann es vielleicht illegale Abholzungen verringern. Doch sollte man besser auf Produkte aus heimischen Hölzern zurückgreifen: z.B. Buche, Robinie, Lärche oder Fichte. Tropenhölzer erkennen Sie an ihren exotischen Namen wie Akazie, Mahagoni, Meranti, Teak und Wenge. Auch Bezeichnungen wie Edelholz, Hartholz, Echtholz und Plantagenholz deuten auf tropische Herkunft hin.
- 4.
Vom Baum zum Möbelstück. Setzen Sie statt billiger Massenproduktion auf das traditionelle Tischlerhandwerk und auf Möbel aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Ökologische Möbel sind teurer in der Anschaffung, werden aber viele Generationen glücklich machen: der Schreibtisch aus Massivholz, der Küchenstuhl, der aus der Reihe tanzt, oder die geräumige Truhe im Eingang.
- 5.
Beim Grillen möglichst heimische Holzkohle verwenden und auf Siegel achten. In jeder dritten Grillkohle steckt Tropenholz, stellte Stiftung Warentest fest.
- 6.
Nutzen Sie Holzprodukte, um plastikfreier zu leben. Zum Beispiel mit Kochlöffeln aus Holz, hält oft länger und gibt keine ungesunden Stoffe ab. Auch Zahnbürsten gibt es aus Holz oder Bambus – mit Borsten aus nachwachsenden Rohstoffen.