Es war einmal ein Ackerspatz
Johann Friedrich Naumann fand es im 19. Jahrhundert noch „überflüssig“, die Feldlerche zu beschreiben. Diese Art sei nämlich so häufig, schrieb der Vater der mitteleuropäischen Vogelkunde, „daß niemand ihn übersehen kann, (…) im Sommer bewohnen die Feldlerchen Deutschland in unermeßlicher Zahl, und sie nisten auf allen Getreidefeldern in zahlloser Menge, auch auf Wiesen und fruchtbaren Sandböden.“ Davon kann heute keine Rede mehr sein – weshalb ihn der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) zum zweiten Mal zum Vogel des Jahres erklärt haben.
Die Feldlerche ist eine gefährdete Art
Bereits 1998 machten die Vogelschützer mit der gekürten Feldlerche darauf aufmerksam, wie sehr Bodenbrüter unter der Intensivlandwirtschaft zu leiden haben. „Seitdem ist mehr als jede vierte Feldlerche aus dem Brutbestand in Deutschland verschwunden“, heißt es nun. Stand Alauda arvensis, wie die Feldlerche unter Ornithologen heißt, vor zwanzig Jahren noch in der Kategorie V der Roten Liste, der sogenannten Vorwarnliste, ist die Art aufgrund des schnellen Rückgangs bereits 2008 als „gefährdet“ eingestuft worden.
Der Lebensraum verschwindet
Mit der erneuten Jahreswahl verbinden die Verbände nun die drängende Forderung an die europäische Agrarpolitik, die Biodiversität endlich wirksam zu fördern und Lebensräume zu schützen.
Die Feldlerche liebt ihrem Namen gemäß ausgedehnte, ebene Räume. Zu hohen, massiven Strukturen wie Wald oder Siedlungen hält sie Abstand. Sie schätzt trockene Böden mit eher karger Vegetation, die eine Vielfalt von Ackerkräutern und wirbellosen Tieren beherbergen. Dort findet sie genügend eiweißreiche Nahrung wie Insektenlarven und Schnecken. Doch gerade die will der Landwirt nicht auf seinem Acker haben. Der hohe Pestizideinsatz hat viele Ackerbegleitkräuter bereits aussterben lassen. Mit ihnen verschwinden die assoziierten Insekten.
So sitzt die Lerche im Überfluss des Menschen, hungert und kann oft nur noch eine Brut aufziehen. „Wo auf riesigen Flächen nur noch undurchdringbares Wintergetreide, Raps oder Mais wachsen, fallen die überlebenswichtigen zweiten und dritten Bruten aus“, sagt NABU-
Eigentlich ein Allerweltsvogel
Es fehlten Saumbiotope sowie Böschungen als Brut-
Projekte für die Feldlerche:
- F.R.A.N.Z. Das steht für „Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft“ und testet auf zehn Höfen, welche Wirtschaftsweise die Artenvielfalt in den Fluren stärkt. Dabei können Feldlerchen von neuartigen Maßnahmen profitieren, etwa von „Erbsenfenstern“ und „Feldlerchenstreifen im Mais“. FRANZ wird bis Ende 2019 von der Landwirtschaftlichen Rentenbank mit drei Mio. Euro und vom Bundesumweltministerium mit 0,8 Mio. Euro gefördert. [link]www.franz-
projekt.de - Lerchenfenster. Diese 20 m2 kleinen Lücken entstehen durch kurzes Aussetzen der Sämaschine auf dem Getreideacker. Die „Fenster“ werden danach normal mit Dünger und Pestizid behandelt. Sie öffnen das für die Bodenbrüter zu dichte Wintergetreide und erleichtern den Vögeln die Nahrungssuche. Für das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt, das in den Jahren 2009 bis 2011 lief, wurden auf bundesweit 1 244 Äckern mehr als 5 100 Feldlerchenfenster angelegt. Es konnte gezeigt werden, dass die Fenster im Wintergetreide bei ausreichender Größe positiv auf die Lerche in den Monaten Mai und Juni wirkte. https:/
/ www.dbu.de/ OPAC/ ab/ DBU- Abschlussbericht- AZ- 26671.pdf - Fairpachten. Wer Agrarflächen besitzt und diese an Landwirte verpachtet, kann die biologische Vielfalt fördern. Das ist die Idee dieses Projekts namens Fairpachten, mit dem Bodeneigentümer für eine naturverträglichere Verpachtung gewonnen werden sollen. So ist es zum Beispiel möglich, Ackerrandstreifen mit Wildblumen oder die Anlage von Feldlerchenfenstern in einem Pachtvertrag zu vereinbaren. Dieses bis 2023 laufende Vorhaben der Nabu-
Stiftung Nationales Naturerbe fördert das Bundesumweltministerium über das Programm Biologische Vielfalt mit 935 000 Euro. ]https://fairpachten.naturerbe.de - Gemeinsam Boden gut machen. Das NABU-
Projekt wird von der Alnatura- Bio- Bauern- Initiative (ABBI) unterstützt und fördert Landwirte, die ihren Hof auf biologische Bewirtschaftung umstellen oder ihren Biobetrieb erweitern wollen. Der Verzicht auf Pestizide und synthetischen Dünger schafft für Feldlerchen wieder mehr Nahrungs- und Brutraum.
Autor: Tim Bartels, aus: UmweltBriefe, November 2018.