Der Wiedehopf ist nach dem Rotkehlchen im vergangenen Jahr der zweite Vogel des Jahres, den Naturfreunde und Birder in Deutschland selbst wählen konnten. Es sollen fast 143 000 Menschen gewesen sein, die ihr Votum abgaben. Davon erhielt Upupa epops, wie der Wiedehopf unter Ornithologen heißt, rund 45 500 Stimmen oder knapp 32 Prozent – vor Mehlschwalbe, Bluthänfling und Feldsperling.
Die Population des Wiedehopf ist gefährdet
Anno 1976 kürten ihn bereits die Vogelschützer vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), weil der Halbhöhlenbrüter schon damals stark gefährdet war. Ist er nach viereinhalb Jahrzehnten immer noch.
„Die Population des Wiedehopfes gilt hierzulande als gefährdet“, heißt es beim NABU. Derzeit seien es in Deutschland 800 bis 950 Brutpaare.
Zu wenig Lebensräume
Es fehlt an geeigneten Lebensräumen: Das sind wärmeexponierte, trockene, nicht zu dicht baumbestandene Gebiete mit nur kurzer oder überhaupt spärlicher Vegetation, wie sie in extensiv genutzten Obst- und Weinkulturen vorherrschen oder in Gegenden mit Weidetierhaltung sowie auf bebuschten Ruderalflächen – so nennt man Standorte, die wir Menschen durch Zerstörung der ursprünglichen Vegetation und dem Boden intensiv geformt und später wieder der Natur überlassen haben, wie zum Beispiel ehemalige Truppenübungsplätze. Dort findet der Wiedehopf sein Auskommen. Er brütet nur in wenigen Regionen Deutschlands, etwa am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg, in Rheinhessen oder in den Bergbaufolgelandschaften der Lausitz in Brandenburg und Sachsen.
Und selbst dort, wo Klima und Lebensraum für den wärmeliebenden Vogel tauglich erscheinen, ist er ein menschenscheuer Geselle, der die öffentliche Bühne scheut. Deshalb dürften auch die wenigsten, die den Wiedehopf heuer erneut zur Nummer Eins gewählt haben, selbst einmal in echt gesehen haben.
Streuobstwiesen als idealer Lebensraum
Zu Gesicht bekamen einen echten Wiedehopf nach langer Abstinenz 2017 die Naturschützer vom NABU Neuffen-Beuren im baden-württembergischen Landkreis Esslingen. Zunächst fielen die charakteristischen „hup hup hup“-Rufe auf. „Wenig später war klar: Der Wiedehopf hat sich tatsächlich nach einem halben Jahrhundert wieder einen alten Apfelbaum mitten in den Streuobstwiesen der Biosphärenstadt Neuffen zum Brüten ausgesucht“, berichtet der Ortsverband. Eine Förderung des Streuobstbestandes sei nötiger denn je, meinen die Aktiven. „Nistkästen sind gut, ohne ausreichendes Nahrungsangebot jedoch wirkungslos.“
Das Beutespektrum des Wiedehopfes umfasst vor allem (Maulwurfs-)Grillen, Käfer und Engerlinge sowie größere Schmetterlingsraupen. Er erbeutet aber auch Spinnen, Asseln, Hundert- und Tausendfüßler, Regenwürmer sowie Schnecken. Und auch kleine Wirbeltiere wie Eidechsen zu seiner Beute. Und diese Nahrung findet der Wiedehopf nun mal vor allem auf Streuobstwiesen. Sie zu erhalten, würde also auch dem Punk unter den Vögeln, wie Upupa epos wegen seiner Federhaube („Iro“) genannt wird, helfen – aber nicht nur dem schillernden Hornvogel, denn die hochstämmigen Streuobstbestände sind mit rund 5 000 Tier- und Pflanzenarten einer der artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas.
Naturschutzgebiet „Hutelandschaft Altranft-Sonnenburg“
Noch vor wenigen Jahrzehnten war auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben die Pflege einer Streuobstwiese eine Selbstverständlichkeit. Entsprechend war der Wiedehopf regelmäßiger Brutvogel in vielen Regionen des Landes. Beispielsweise brüteten in den 1960er Jahren allein um Kirchheim/Teck 15 Paare, berichtet der NABU. „Spätestens in den 1970ern gab es jedoch keine Brutpaare mehr.“ Dagegen ist der Wiedehopf im brandenburgischen Oderbruch in der Nähe von Bad Freienwalde auch heute noch zu finden. Dort, 45 km nordöstlich von Berlin, liegt das Naturschutzgebiet „Hutelandschaft Altranft-Sonnenburg“, das vielen wärmeliebenden Arten ausreichend Platz zum Leben bietet. Der NABU konnte dort 38 ha Land erwerben und für Wiedehopf und Co. sichern.
Der Wiedehopf ist unverwechselbar.
NAME: Upupa epops ist der europäische Wiedehopf unter drei Arten der Familie Upupidae. Sein Gattungsname Upupa rührt von seinem dreisilbigen Balzruf: „Hup, hup, hup“. KENNZEICHEN: Sein langer gebogener Schnabel und die orangene Federhaube mit schwarzen Spitzen. Sein Gefieder am Körper ist hell orange-bräunlich, Schwingen und Schwanz sind schwarz-weiß gebändert. NEST: Der Wiedehopf sucht sich Höhlen aller Art, etwa Löcher in Ästen, Felsen, unter Dächern oder in der Erde – auch Rohre von Panzerwracks oder in Bunkerruinen. Meist Anfang Mai legt er dort 5 bis 8 Eier. Nach etwa 15-tägiger Bebrütung schlüpfen die Jungen und verlassen nach 30 Tagen das Nest. Zweitbruten können bis Anfang Juli erfolgen. ZUGVOGEL: Abgesehen von vereinzelten Überwinterern in Südeuropa beziehen die Wiedehopfe ihre Winterquartiere südlich der Sahara und auch in Indien. ÜBERLEBENSSTRATEGIE Vor Greifvögeln tarnt sich der Wiedehopf am Boden, indem er sich mit gespreizten Flügeln und Schwanz flach hinlegt, Hals, Kopf und Schnabel steil nach oben richtet und regungslos bleibt. Redewendung „Stinken wie ein Wiedehopf“: Bei Gefahr von Nesträubern wie z.B. Mardern wenden die Küken ihren Bürzel in Richtung des Angreifers und versprühen ein stinkendes Sekret, das die meisten vertreibt. NAHRUNG: Der Wiedehopf frisst fast ausschließlich größere Insekten und fängt sie am Boden: Feldgrillen, Maulwurfsgrillen, Engerlinge, Raupen und Käfer.
Allgemeine Infos zum „Vogel des Jahres„: Vogel des Jahres – NABU
Über den Wiedehopf: Vogel-Punk mit Vorliebe für Insekten: Der Wiedehopf im Porträt – NABU
Autor: Tim Bartels, aus UmweltBriefe März 2022.